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Sinfonie Nr. 4 „Romantische“
Info
Musikrichtung:
Orchester
VÖ: 21.04.2006 Harmonia Mundi / Helikon CD DDD (AD 2005) / Best. Nr. HMC 901921 Gesamtspielzeit: 64:24 |
WIE EINE LANDSCHAFT VON CASPAR DAVID FRIEDRICH
Philppe Herreweghes Bruckner-Interpretation dürfte die Anhänger dieses Komponisten in zwei Lager spalten: Wer Klangmassive à la Günter Wand erwartet, wird hier enttäuscht werden. Herreweghes Ansatz, „am besten gar nichts zu machen“, sondern die Partitur sich einfach entfalten zu lassen und - unter Einsatz historischer „Original“-Instrumente - den Klang nicht nachdrücklich zu forcieren, führt zu einem ausgesprochen durchsichtigen, präzisen Klangbild. Streicher, Holz- und Blechbläser finden problemlos ins ansonsten schwer zu wahrende Klanggleichgewicht. Und wo sonst häufig Vibrato-Nebel-
kerzen schnell eine weihevoll-sentinmentale Aura verbreiten, vernimmt man hier den puren, schlackenlosen Ton.
Das heißt nicht, dass Herreweghes Einspielung von Bruckners 4. Sinfonie dünnblütig oder kühl geraten wäre. Das tadellos, in den Steigerungen auch zupackend musizierende Orchestre des Champs-Élysées entlockt der Partitur erlesene, perfekt aufeinander abgestimmte Farben. Die feinziselierten Streicher verbreiten Wärme, das Holz leuchtet, die Bläser schmettern, die Pauke setzt präzise Akzente. Was es allerdings nicht zu Hören gibt, ist das Martialische, auch Brutale und Tiefschwarze, das andere Dirigenten in Bruckners Kompositionen entdecken.
Herreweghe zeigt uns einen „klassizistischen“ Bruckner. Er lässt die „Romantische“ nostalgisch und auch melancholisch, aber ohne falsche Sentimentalität zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückblicken. Der Hornruf zu Beginn versetzt den Hörer in eine Landschaft Caspar David Friedrichs. Auch der langsame Satz atmet die Stimmung eines Friedrich-Gemäldes - hier vor allem scheint mir der Dirigent dem poetischen Gehalt von Bruckners Musik von allen seinen Kollegen am nächsten zu kommen. Eine Einspielung, die wegen ihrer kitschresistenten Zurückhaltung vielleicht auch Gegner dieses Komponisten für dessen Musik einnehmen dürfte.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Allegro molto moderato. Bewegt, nicht zu schnell | 18:06 |
2 | Andante, quasi Allegretto | 15:50 |
3 | Scherzo. Bewegt. Trio. Nicht zu schnell, keinesfalls schleppend | 9:55 |
4 | Finale. Bewegt, doch nicht zu schnell | 20:33 |
Besetzung
Ltg. Philippe Herreweghe
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |