Reviews
Hebe deine Augen auf (Kirchenwerke VII)
Info
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 01.05.2006 Carus / Note 1 (CD, DDD (AD: 2005) / Best.nr. Carus 83.206) Gesamtspielzeit: 55:56 Internet: Carus |
MEDITATIV
Frieder Bernius setzt seine Reihe beim Carus-Verlag mit der siebten Folge der Kirchenwerke Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) fort. Dabei sind keineswegs alle dieser Werke für den liturgischen Gebrauch geschrieben, sondern teilweise für private Zwecke, so z.B. der "Trauergesang" , op. 116, und die zwei "geistlichen Männerchöre" , op. 115.
Gerade letztere nehmen durch ihre bewusste Schlichtheit und ihre sich nur scheinbar streng an traditionelle Vorbilder anlehnende Harmonik für sich ein.
Den Kontrast zu den Männerchören bilden die drei "Motetten" für Frauenchor und Orgel, op.39. Die Inspiration hierfür erhielt Mendelssohn 1830 auf seiner Italienreise, als er den Gesang der Nonnen in der Kirche "Trinita de´ Monti" vernahm. Auch diese Stücke weisen manchen Anklang an die Kunst der Gregorianik auf und leben von ihrer erhabenen Schlichtheit. Ihren dramatischen Anteil beziehen sie in erster Linie aus dem Wechsel der Stimmen und Tempi.
In der englischen Tradition der Anthems steht das "Te Deum" von 1832, das Mendelssohn 1847 auf Bitten seines Londoner Verlegers zur Publikation noch um die Motette "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" (op. 69, 2) ergänzte. Beide Kompositionen wirken trotz ihre festlichen Textgehalts eher verinnerlicht.
Ruth Ziesak stellt schließlich mit ihrer angenehm samtigen und dennoch brillanten Sopranstimme die zwei "geistlichen Lieder", op. 112, vor, die der Mendelssohn zunächst für sein Oratorium "Paulus" komponiert hatte, dann aber aus dem Werk herausstrich bzw. ersetzte. Auch diese Lieder ist ein schlichter, betrachtender Charakter eigen.
Bernius betont bei seinem Dirigat durchweg den meditativen Ansatz der Musik. Den gewohnt präzise agierenden Kammerchor Stuttgart lässt er zurückhaltend und schwebend intonieren. Auf diese Weise entsteht ein eindrucksvoll ätherisches Klangbild, das dem romantischen Ideal einer zur Erbauung und Andacht führenden Kirchenmusik durchaus nahe kommen dürfte. Großen Effekt erzielt Bernius damit etwa in dem aus dem "Elias" stammenden Chor "Hebe deine Augen auf" oder im "Beati mortui" , op. 115, 1. Nicht unproblematisch ist jedoch, dass er diesen Klangcharakter unterschiedslos allen Stücken verleiht. Die belebende Wirkung der dramatischeren Passagen (z.B. im "Veni Domini" , op. 39, oder im "Trauergesang" , op. 116) bleibt dadurch auf der Strecke.
Sven Kerkhoff
Trackliste
2 Trauergesang op. 116 05:32
3-4 Zwei geistliche Männerchöre op. 115 05:57
5 O beata et benedicta 02:57
6 Te Deum 08:10
7-9 Drei Motetten op. 39 16:30
10-11 Zwei geistliche Lieder op. 112 06:17
12 Jauchzet dem Herrn, alle Welt op. 69,2 05:54
13 Hebe deine Augen auf (aus dem Oratorium "Elias" op. 70) 02:14
Besetzung
Sonntraud Engels-Benz, Orgel
Kammerchor Stuttgart
Ltg. Frieder Bernius
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |