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Raggabund

Erste Welt

Info Musikrichtung: Dancehall VÖ: 12.05.2006 (First Artist Records / Edel Records) Internet: http://www.raggabund.de

Reggae-Sound aus deutschen Landen - seit ein paar Jahren nicht nur fast selbstverständlich, sondern auch sehr erfolgreich. Seeed und Gentleman haben eine Schneise geschlagen, das Münchner Projekt Raggabund macht sich das zu nutze und macht seit 2000 deutsche Reggae und Dancehall Mucke, die den Anspruch hat Politisches nicht auszublenden, sondern Probleme ganz bewusst in ihre Lyrics einbaut und konkret aufarbeitet.
Gesungen und gerappt wird auf Deutsch, auf vorherigen Scheiben waren manche der vier aber auch schon auf Spanisch zu hören. Die Bandbreite spannt sich von klassischem Dancehall-Sound bis zu Latino-Rythmen.
Textlich kommt alles auf den Tisch, was kontrovers ist, oder was eine klare Stellungnahme erfordert. Der Song "Fascho Funk" zum Beispiel macht klar wie dumpf die braune Ideologie eigentlich ist. "Militär" plädiert für eine waffenfreie Welt, beide sind aber druckvoll unterlegt und wollen auch ihre "Tanz-Credibility" unter Beweis stellen. "Babygirl" und "Idiot" steigen ein bisschen vom hohen Sockel des Anspruchs herunter - es geht um, ja natürlich, die Liebe. Die Stärke des Albums ist die gute Mischung der Songs, musikalisch und textlich. Erfreulich vor allem die fehlende Selbstbeweihräucherung und Selbstbezogenheit, die meisten Tracks sprechen ganz konkrete Themen an und beschränken sich nicht auf Lieder, à la: "Wir sind der Raggabund, wir sind am Start und fresh unterwegs." Bei "Ganjatherapie" vermischen sie ironisch Politik-Kritik und die Auseinandersetzung mit dem Kraut, das wie selbstverständlich mit der Reggae-Szene in Verbindung gebracht wird. Erste Welt erfindet den Reggae nicht neu, aber der Spruch: "Kennt man eine, kennt alle" trifft hier nicht zu. Zu abwechslungsreich sind die deutschen Texte, zu sorgfältig der Umgang mit dem Sound. Einzig die Gitarrentracks ähneln sich etwas zu sehr, aber wer etwas finden will, findet immer was.
Zugreifen kann hier jeder, der auf gut gemachte Reggae-Musik steht, dem Inhalte nicht egal sind und diese dann auch gern versteht. Denn wer pflegt seine Patwah-Kenntnisse schon regelmäßig? Abseits von homophonen, aggressiven Tracks, gibt's hier 1A-Dancehall aus deutschen Landen.
Anspieltipps sind "Militär" und "Raggabund Chant"

Alexander Kitterer