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Sämtliche Werke für Klavier
Info
Musikrichtung:
Hammerklavier
VÖ: 24.03.2006 BIS / Klassik Center Kassel CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. BIS-CD-1319 Gesamtspielzeit: 73:41 |
GESTOCHEN SCHARF
Joseph Martin Kraus teilt mit Mozart die Lebensdaten: 1756-1792. Mag sein, dass diese biographische Nähe das Label BIS bewogen hat, diese Einspielung sämtlicher Klavierwerke aus dem Jahre 2003 erst jetzt, im Mozart-Jubeljahr 2006, zu veröffentlichen. Zudem wird der in Deutschland geborene Komponist wegen seines späteren Wirkungsortes gerne als „schwedischer Mozart“ betitelt. Musikalisch trennen Mozart und Kraus jedoch Welten - stilistische vor allem. Womit nichts über die Qualität der Krausschen Musik gesagt sein soll. Denn der zweite Kapellmeister König Gustav III. suchte und fand ganz eigene Wege durch das spätbarocke und frühklassische Stillabyrinth des späten 18. Jahrhunderts.
Die Leidenschaft des „Sturm und Drang“ befeuert seine Musik hörbar. Molldunkle Expressivität, häufige Tonartenwechsel und „offene“ Formen verbinden sich mit den Resten barocker Affektsprache zu einer gelegentlich schon romantisch anmutenden Musiksprache. Kraus’ Originalität entfaltet sich auch in seinem schmalen Oeuvre fürs Klavier.
Ronald Brautigam hat die beiden großformatigen Sonaten und die wenigen kleineren Werke auf einem hervorragend klingenden Hammerklavier eingespielt. Brautigam überzeugt wie immer durch seine tadellose Technik. Ein luzider Anschlag auch in den geschwindesten Läufen sorgt für einen blitzenden und funkelnden Klaviersatz. Die transparent gehaltenen Stimmen, eine überlegte Phrasierung der Melodielinie, die wohlgesetzte Dynamik und deutliche Akzentuierung lassen Kraus’ Musik gestochen scharf am Ohr des Hörers vorüberziehen. Alles klingt auf eine geradezu „objektive“ Weise richtig.
Aber es bewegt nicht immer. Der emotionale Aspekt kommt zu kurz: Die Musik klingt mir insgesamt zu poliert, wie eine sorgfältig aufgearbeitete Antiquität. Tadellos, aber nicht eben charmant. Fast scheint es, als wenn Brautigam der persönlichen Auseinandersetzung mit der Musik ausgewichen wäre. Mit etwas mehr subjektiver Freiheit und etwas weniger Perfektion wäre die Interpretation der leidenschaftlichen und gefühlvollen Seite der Musik gerechter geworden.
Georg Henkel
Trackliste
04-06 Sonate Es-Dur VB 195 22:25
07 Rondo F-Dur VF 191 07:17
08 Scherzo con variazioni VB 193 09:01
09 Schwedischer Tanz VB 192 03:25
10 Zwey neue kuriose Menuetten fürs Clavier VB 190 01:51
11 Larghetto VB 194 03:39
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |