Reviews
How many Women
Info
Musikrichtung:
Country / New Country
VÖ: 18.04.2006 (Insight) Gesamtspielzeit: 47:16 Internet: http://www.karentaylorgood.com |
Obwohl sie bereits für Grammy und CMA-Award nominiert war, ist Karen Taylor-Good weniger als Sängerin sondern vielmehr als Komponistin und Texterin von Nr.1-Hits für Patty Loveless, Neal McCoy, Diamond Rio, Mark Wills und viele andere bekannt geworden. So kann es auch erstaunen, dass mit How many women bereits ihr sechstes Album auf dem Markt erscheint.
Im Einzelnen:
Der Opener "Hooked on you" trägt eindeutige Blues-Züge und durch die Fiddle die Verbindung zur Countrymusik. Eindeutig steht hierbei die Stimme im Vordergrund, was bei einer begnadeten Songwriterin selbstverständlich sein dürfte. "You never said anything about love" erinnert in der Ruhe und sparsamen Instrumentierung an den guten alten James Taylor und pflegt die runden Harmonien vergangener Zeiten. "God’s refrigerator" ist die erste Single-Auskopplung des Albums und wurde am 1. April 2006 auf die Welt gebracht. In diesem Titel spiegelt sich die christliche Grundstimmung des Albums wider, denn Karen Taylor-Good berichtet, dass Gott jeden Menschen so sehr liebt, dass er ein Bild jeder Person an seinem Kühlschrank kleben hat. Angesichts der in den USA beliebten Nebenfunktion der Kühlschränke als Pinboards ein recht netter Gedanke, gekleidet in eine bluegrassig angehauchte Melodie, die den bodenständigen Charakter des Liedes noch verstärkt. Gottlob (!) durch den Text ein bisschen weniger verkrampft als viele andere Stücke aus dem Bereich des "Christian Country" und somit den Phrasendreschern in der Countryszene einiges voraus.
"Oh, Guinevere" überzeugt ebenfalls durch die einfallsreichen Lyrics, denn hier wird die historische Gestalt der englischen Edelfrau dafür herangezogen, dass man für die richtige Liebe auf ein Königreich verzichtet. In eine sehnsuchtsvolle Ballade gekleidet zeigt sich hier ein richtig gutes Stück Lyrik, das - wie alle anderen Titel des Albums auch- aus der Feder von Karen Taylor-Good stammt. So langsam gewinnt man den Eindruck, dass man sich öfter mal die Texte der Songs als stets vordergründig die Melodien "reinziehen" sollte. Das gilt auch für den Titeltrack des Albums, der sich mit der Vielfalt der Frauen beschäftigt und lediglich über die Begleitung durch Akustikgitarren verfügt und doch einen kraftvollen Groove sein eigen nennt. Eine amerikanische Eigenart sind "Weddingsongs", die bei Hochzeiten den Beteiligten die Tränen der Rührung in die Augen treiben sollen. "If you do", ein Duett mit Collin Raye, gehört in diese Kategorie und verfügt über den obligatorischen Zuckerguss. "Love is a verb" findet flotteren Rhythmus wieder, ohne sich dem Countrygenre zuordnen zu lassen, aber auch als Popsong ist dieser Titel durchaus hörenswert. "I’m telling Ellen" greift endlich flotten poppigen Rhythmus auf und verursacht allein durch den Groove schon gute Laune, so dass man den Text nicht zur Hilfe nehmen muss. Aber auch der ist wieder mal hörenswert, was bei diesem Mitwipp- und Mitswing-Song leider nicht so stark auffällt. Was aber auffällt, ist die Tatsache, dass man von einem Abdruck der Texte im Booklet abgesehen hat. Gerade bei dieser hohen Qualität der Lyrics bedeutet dies durchaus einen herben Verlust.
Die Ballade "Deep blue desert sky" stellt wieder mal Streicheleinheiten für Gehör und Seele dar, denn nur kandiert durch ein Sopran-Saxophon im Stil von Kenny G. werden Harmonien und ruhige Gefühle vermittelt, die sich problemlos mit Charterfolgen messen lassen. Dieses Rezept liegt auch "On angel’s wings" zugrunde, das ebenfalls eine sehr ruhige Ballade darstellt, deren Pianobegleitung an "The dance" von Garth Brooks erinnert. Anscheinend will sich Karen Taylor-Good mit dem großen Schmuse-Paket von dem Album verabschieden, denn mit ihrem Duettpartner Walter Suhr vergleicht sie die unterschiedlichen Lebenssituationen auf beiden Seiten des Grenzflusses. Ein schönes Lied, das - ausgleichende Gerechtigkeit - ein weiteres Mal erscheint, diesmal jedoch in spanischer Sprache.
Fazit:
Karen Taylor-Good könnte sich zu einer Lieblingssängerin all derjenigen entwickeln, die der englischen Sprache einigermaßen mächtig sind, denn die Lieder des Albums How many women glänzen vor allem durch ihre hervorragenden Texte, die vom Einfallsreichtum der Sängerin zeugen und über erheblichen Tiefgang verfügen. Schade nur, dass die Lyrics nicht im Booklet enthalten sind (wobei die Hoffnung besteht, dass lediglich die Vorabveröffentlichungen dies Manko haben.
Ansonsten ist How many women eine CD für - ich nenn es mal so - den reiferen Hörer, denn knackige Country-Chart-Musik findet man hier nur wenig und auf Country-Partys wird Mrs. Taylor-Good kaum zu hören sein. Vielmehr wird hier gezeigt, dass "Country ohne Hut" eine richtig schöne Musikrichtung ist und mehr zu bieten hat als man vielleicht bisher geglaubt hat.
Lothar Heising
Trackliste
1 | Hooked on you | 3:04 |
2 | You never said anything about love | 4:03 |
3 | God’s refrigerator | 3:06 |
4 | Oh, Guinevere | 3:55 |
5 | How many women | 3:48 |
6 | If you do | 3:28 |
7 | Man enough | 3:19 |
8 | Love is a verb | 3:04 |
9 | Wild blue yonder | 3:12 |
10 | Bless his heart | 2:07 |
11 | I’m tellin’ Ellen | 2:55 |
12 | Deep blue desert sky | 3:19 |
13 | On angel’s wings 4.29 | |
14 | One mile apart | 3:58 |
15 | One mile apart (Spanish) | 3:58 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |