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Reviews

Shearwater

Palo Santo


Info

Musikrichtung: Postrock

VÖ: 26.05.2006

(Fargorecords)

Das vierte Werk von Shearwater ist, soweit will ich mich mal aus dem Fenster lehnen, einer der ersten Anwärter für das Album des Jahres 2006. Die beiden US-Amerikaner Jonathan Meiburg und Will Sheff, die auch zusammen mit Okkervil River´s schon einige Alben aufgenommen haben, betrachteten laut eigener Aussage Shearwater bisher als Band für die ruhigeren Songs, die bei Ihrem Hauptprojekt keinen Platz fanden. Der Stellenwert wird sich mit Palo Santo wohl verschieben. Denn mit Hilfe einiger anderer Musiker haben sie ein wirklich außergewöhnliches Album erschaffen.

Die Besetzungsliste liest sich wie folgt: Jonathan Meiburg, Kim Burke, Howard Draper, Will Sheff und Thor Harris. Die eingesetzten Instrumente: Stimme, Piano, Gitarre, Orgel, Banjo, Violine, Vibraphone, Glockenspiel, Schlagzeug und Bass. Zusätzliche Gäste sind Scott Brackett mit Trompete und Craig Ross mit Orgel, Gitarre und Radio.

Wer aufmerksam gelesen hat wird schon bei dieser Zusammenstellung an die Spätwerke von Talk Talk denken müssen. Und damit ist man auch auf der richtigen Fährte. Der Gesang von Meiburg ähnelt dem von Mark Hollis dazu auch noch, er ist zwar höher, aber Phrasierung und Volumen erinnert durchaus an den extravaganten Gesang Hollis. Gleich das erste Stück verströmt diese oft gerne als Postrock bezeichnete Stimmung, leise berührt der Schlagbesen das Fell, die Finger gleiten über die Seite und ein Piano setzt ein, Stille und dann schreit der Gesang auf. Die Instrumente sind alle wohl auf den Punkt gesetzt, nichts ist zu viel und nichts ist zu wenig. “Red Sea, Black Sea“ beginnt etwas beschwingter, schräge Klänge aus dem Vibraphon zu pochendem Schlagzeug und Banjo. Die prägnante Stimme setzt das Gütesiegel oben auf. Mit “White Waves“ wird es zunächst wieder ruhiger, eine leise Gitarre, klagender Gesang und seltsame Hintergrundgeräusche, die Sehnsucht ist greifbar, das Piano setzt ein und dann fängt es auf einmal an zu rocken und verabschiedet sich im elektronischen Rauschen. Der Titeltrack ist eine sanft gespielte akustische Gitarre zu einer sehnsuchtsvollen Stimme. Melancholie Pur. Das sich anschließende “Seventy-Four, Seventy -Five“ ist die Single, und mit seiner packenden Hookline auch zu Recht.

Auch die restlichen sechs Songs pendeln zwischen dieser leichten Beschwingtheit und zerbrechlichen Traurigkeit, eines schöner als das andere arrangiert. Mit “Sing, little birdie“ bekommt man noch eine Version von Pink Floyds “If“, wie sie es wohl heute aufnehmen würden. So passt in diesen 45 viel zu kurzen Minuten alles, die Kompositionen sind rund, die Instrumentierung fantastisch aufeinander abgestimmt. Mehr kann ich hierzu nicht sagen, es ist ein Meisterwerk.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

1La Dame Et Licorne
2Red Sea, Black Sea
3White Waves
4Palo Santo
5Seventy-Four, Seventy-Five
6Nobody
7Sing, little Birdie
8Johnny Viola
9Failed Queen
10Hail, Mary
11Going is Song
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger