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Reviews

David Gilmour

On an Island


Info

Musikrichtung: Progressive

VÖ: 03.03.2006

(EMI)

Gesamtspielzeit: 51:46

“So break the Bread and pour the Wine. I need no Blessings but I'm counting mine.” (“This Heaven”) Zu solchen Sätzen könnte man vieles sagen. Natürlich ist das die klassische Hybris des neuzeitlichen homo faber, der glaubt, er könne sich selber am Schopf aus der Scheiße ziehen. Aber ich gehe mal davon, dass wir es bei Mr. Gilmour mit mehr - bzw. anderem - als einer schlichten anti-religiösen Plattitüde zu tun haben.
Gönnen wir Gilmour für’s erste also seine Zufriedenheit - vor allem wenn dabei Scheiben wie On an Island entstehen. Wo die Grenzen der eigenen „Blessings“ liegen, wird er früh genug erfahren.

Hier spricht, spielt und singt jemand, der bei sich angekommen ist, der es niemandem mehr beweisen muss und der ganz einfach das raus lassen kann, was er fühlt. Auch sich selber muss Gilmour nicht(s) mehr beweisen. Und so vermeidet er weder zwanghaft jeden Anklang an die alten Pink Floyd, noch versucht er die beste Pink Floyd-Scheibe aller Zeiten raus zu hauen. Seine legendäre schwebend singende Gitarre hat ihren Platz, da wo sie gebraucht wird. Und wenn anderes dran ist, wird anderes aus der Kiste geholt (Saxophon, Mundharmonika oder rauere Töne) egal ob das irgendeinen Floydianer stören mag oder nicht.
Im Endeffekt entsteht so das fast perfekte Bindeglied zwischen Gilmours Solo-Debüt von 1978 (Den Nachfolger kenne ich leider nur in Auszügen, die waren aber erheblich moderner und rockiger, als alles, was ich von Floyd/Gilmour ansonsten gehört habe.) und den Pink Floyd-Alben seit “Meddle“.

Im Einzelnen:

Nach einem gut zweiminütigen etwas zerdröhnten Intro nimmt sich Gilmour drei Stücke lang Zeit, seine Gitarre elegisch singen zu lassen. Hier ist deutlich erkennbar der Pink Floyd Frontmann am Werke - ohne das On an Island zum Pink Floyd-Album wird. Insbesondere der Titeltrack erzeugt eine Gänsehaut nach der anderen.
“Take a Breath“ wirkt im Vergleich zu dem sehr ruhigen Vorgänger, fast wie ein Punk-Song. Das Schlagzeug strukturiert mit einem kräftigen Grundbeat. Die Gitarre singt zwar gelegentlich auch hier, macht sich daneben aber mit recht scharfen und verzerrten Riffs bemerkbar.
Aber es kehrt schnell wieder Ruhe ein. Für ”Red Sky at Night” greift Gilmour höchstpersönlich zum Saxophon. Das spielt sich hier mit einer ergreifenden träumerischen Melodie in den Vordergrund. Gitarren und Keyboards spannen den Nachthimmel dahinter auf.
Bluesig mit Harp setzt das immer noch ruhige, aber sehr rhythmisch inszenierte “This Heaven“ ein. Völlig unmöglich sich dieses Stück - mit Ausnahme des Gitarrensolos - auf einem Pink Floyd-Album vorzustellen. Hier sind keine Stadien und auch keine psychedelischen Substanzen kompatibel. Hier liegen Schwaden ehrlichen Tabakrauches über den Whiskeygläsern der Kellerbar.
Nach dem treibenden Song folgt das zum Teil recht fremdartig instrumentierte wieder sehr ruhige “Then I close my Eyes“, gefolgt von einem weiteren Ruhepol, der auch auf Meddle oder Obscured by Clouds hätte erscheinen können. Das folgende “A Pocketful of Stones“ könnte ebenfalls eine Pink Floyd Nummer sein. Hier steht eindeutig Davids Stimme im Mittelpunkt. Die Instrumente setzen eher Tupfen in den Hintergrund. Das ändert sich erst, wenn die Gitarre in den Ruhepausen des Sängers soliert.

Fazit:
Wenn On an Island von 0 auf 3 in die Media Control Charts eingestiegen ist, so sind das sicherlich erst einmal Pink Floyd gewesen, die diesen Satz ermöglicht haben. Lange genug haben die britischen Alt-Rocker lediglich Gerüchte und Ankündigungen veröffentlicht, um jeden Fan beim Erscheinen dieser Solo-Scheibe zum Zugreifen zu zwingen.
Wenn die Scheibe diesen Erfolg wert ist, dann nicht zuletzt aufgrund des Mülls mit dem sie in den Verkaufscharts konkurrieren muss. Als Ersatz für eine neue Pink Floyd-Scheibe ist On an Island zu selbstgenügsam. Es fehlen die wirklich großen Songs, die überragenden Hooklines und auch die Single-Hits, die Pink Floyd in ihren großen Zeiten produziert haben.
Was bleibt ist aber mehr als genug, um die Anschaffung zu rechtfertigen. Eine atmosphärische, verzaubernde Scheibe, die sich einer wirklichen Kategorisierung entzieht. Ambient, Prog, Songwriter, Rock - von allem trifft etwas ein wenig zu. Im Endeffekt ist es schlicht und ergreifend David Gilmour - und das ist eine Garantie für Qualität, auch oder gerade wenn er sich überhaupt nicht anzustrengen scheint.



Norbert von Fransecky

Trackliste

1Castellorizon 3:55
2On an Island 6:47
3The Blue 5:26
4Take a Breath 4:56
5Red Sky at Night 2:51
6This Heaven 4:25
7Then I close my Eyes 5:27
8Smile 4:04
9A Pocketful of Stones 6:18
10Where we start 6:46

Besetzung

David Gilmour (Git, Voc, Perc, Piano <2,3>, B <3,6,8,10>, Hammond <8,9,10>, Bass Harmonica <7>, Cümbüs <7>)
Rado Klose (Git <2,3>)
B J Cole (Git <7>)
Chris Thomas (Keys <2,9>)
Phil Manzarena (Keys <4,6,7>)
Richard Wright (Hammond <2>, Voc <3>)
Chris Stainton (Hammond <3>)
Georgie Fame (Hammond <6>)
Jools Holland (Piano <3>)
Polly Samson (Piano <3>, Voc <8>)
Leszek Mozdzer (Piano <4,9>)
Ilan Eshkeri (Programming <5,9>)
Guy Pratt (B <2,3>)
Chris Laurence (B <5,9>)
Gred Lynch (Dr <4>)
Willie Wilson (Dr <8>)
Andy Newmark (Dr <2,3,6,10>, Perc <7>
Caroline Dale (Cello <4,5,7
Robert Wyatt (Cornet <7>, Stimme <7>, Perc <7>)
Alasdair Malloy (Glass Harmonica <7,9>)
Lucy Wakeford (Mundharmonika <9>)
David Crosby (Voc <2>)
Graham Nash (Voc <2>)
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So bewerten wir:

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