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Ein Jahrhundert in Wien (Trios)
Info
Musikrichtung:
Kammermusik / Romantik
VÖ: 08.12.2005 Edition Hera / Klassik Center Kassel (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. HERA 02119) Gesamtspielzeit: 67:56 Internet: Edition Hera |
GESCHICKT ZUSAMMENGESTELLT, UNGESCHICKT AUFGENOMMEN
Den Bogen vom Beginn es 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts spannt diese CD, der zunächst einmal ein Lob gebührt für die kluge Programmgestaltung: Drei Trios werden präsentiert, die die kammermusikalischen Entwicklungslinien eines ganzen Jahrhunderts aufzeigen, fokussiert in Wien, dem musikalischen Zentrum jener Zeit.
Ludwig van Beethovens (1770-1827) Trio Es-Dur erwuchs aus dem 1810 publizierten Sextett für 2 Hörner und Streichquartett. Der Verleger Simrock brachte dann die Triofassung für Viola, Cello und Klavier in Umlauf. Im Booklet wird spekuliert, ob diese Fassung nicht möglicherweise auch von Beethovens eigener Hand stammt. Wir wissen es nicht, aber die Perfektion, mit der hier Viola und Violoncello aufeinander abgestimt sind, wie sie im Zusammenspiel ihren ureigensten Charakter voll entfalten, lässt die Triofassung dem Sextett zumindest ebenbürtig erscheinen. Carmen Piazzini, Vidor Nagy und Jürgen Gerlinger präsentieren das unbeschwerte Werk mit leichtem, spielerischem Zugriff. Schon hier zeigt sich indes, dass Gerlingers vibratoreiches Cellospiel nicht recht zum Ansatz seiner beiden Musikerkollegen passen will.
Dies wird noch deutlicher in Brahms (1833-1897) a-moll-Trio: An der Bratsche agiert Vidor Nagy dabei von Beginn an mit rundem, sanglichem, aber stabilem Ton. Carmen Piazzini passt sich dem im Klavierpart weitgehend an, wenngleich ihr die ersten beiden Sätze dabei ein wenig zu geheimnislos geraten. Hingegen neigt Jürgen Gerlinger am Cello zu einer zu schwelgerischen Interpretation, so dass es an einem einheitlichen Grundansatz fehlt.
Einen uneingeschränkt positiven Eindruck hinterlässt jedoch die Einspielung des unbedingt hörenswerten Trios in d-moll von Alexander von Zemlinsky (1871-1942). Hier schwelgen diesmal alle drei Musiker gleichermaßen in den ausladenden Themen, doch ist dies dem Geist jener Musik vollkommnen angemessen. Traumhaft schön führt Vidor Nagy den dominanten Violapart. Das Werk zeigt eine Komplexität im Satz, die der Eingängigkeit und hohen Emotionalität nicht im Wege steht. Die Romantik ist hier auf ihrem Gipfelpunkt angekommen und zugleich an ihr Ende gelangt. Geschickter hätte man die Werkauswahl nicht treffen zu können, um den progammatischen Kreis der CD zu schließen.
Bedauerlich ist der extrem trockene, dumpfe Klang der Aufnahme, durch den insbesondere das Klavier schlecht wegkommt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Trio für Viola, Violoncello und Klavier Es-Dur op. 81b
Allegro con brio 7:13
Adagio 3:06
Rondo, Allegro 5:15
4-7 Johannes Brahms (1833-1897)
Trio für Viola, Violoncello und Klavier a-moll, op. 114
Allegro 7:29
Adagio 7:07
Andantino graziose - Trio 4:25
Allegro 4:42
8-10 Alexander von Zemlinsky (1871-1942)
Trio für Viola, Violoncello und Klavier d-moll, op. 3
Allegro ma non troppo 14:23
Andante - Poco mosso con fantasia 8:35
Allegro 5:37
Besetzung
Vidor Nagy, Viola
Jürgen Gerlinger, Violoncello
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |