Reviews
Dusty Drake
Info
Musikrichtung:
New Country
VÖ: 18.07.2003 (Warner Bros.) |
Mit dem Newcomer Dusty Drake (siehe auch Portrait in dieser Ausgabe) betritt endlich mal wieder ein neuer Künstler die Bühne der Country Musik, der das Zeug dazu hat, sich auf Dauer in der Szene zu etablieren und nicht das Schicksal vieler seiner Kollegen teilen zu müssen, die nach einem Album wieder sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden.
Mit seinem Debütalbum überzeugt der Sänger und Songschreiber mit ehrlichen Songs die Hand und Fuß haben, inhaltlich einiges parat halten und bei denen sich genaueres hinhören lohnt. Die Wurzeln der traditionellen Country Musik sind auf dem Album immer deutlich hörbar, auch wenn die Titel im zeitgemäßen Outfit erscheinen geht der Bezug zur eigentlichen Country Musik niemals verloren.
So wie die Songs an den Zuhörer gelangen spürt man, dass der Künstler sich voll und ganz mit seiner Musik identifiziert und es sich hier nicht um einen Interpreten handelt, dessen Liebe zum Country nur vorgeschoben ist. Dadurch setzt er sich auch deutlich von einigem ab, was derzeit in Nashville an Newcomern auf den Markt strömt, die sich teilweise doch wie geklont anhören und deren Alben irgendwie seelenlos wirken.
Davon kann bei diesem Werk aber keine Rede sein, schon der Opener "Too wet to plow" ist auf der ganzen Linie ein Volltreffer, neben starkem Songwriting überzeugt auch der groovige, druckvolle New Country Sound, der neben rockigen Gitarren mit wunderbaren Fiddle- und Pedalsteelpassagen angereichert ist. Ebenso hörenswert ist die beeindruckende Stimme von Dusty Drake, die kraftvoll und sehr ausdrucksstark dem Song erst richtig Leben einhaucht.
Auch der folgende Titel "Not bad for a good ole boy" hat enormes Hitpotenzial, wunderbar knackiger New Country der mit viel Steelguitar und Fiddle arrangiert ist und sehr melodiös ins Ohr geht.
Mit wie viel Leidenschaft Dusty Drake seine Songs interpretiert, kann man natürlich besonders gut bei den Balladen der CD heraushören. "Smaller pieces" bietet eine Pure Country Ballade der Spitzenklasse, herrlich arrangiert mit Honky Tonk Piano und traurig wimmernder Pedalsteel, bei der Dusty Drake sich mit unheimlich gefühlvollem Gesang voll einbringt.
Mit "One last time" setzt er dem Ganzen sogar noch einen drauf, dieser unter die Haut gehende Song gehört zu den unbestrittenen Highlights der CD. Dusty bringt diese bewegende, dramatisch endende Ballade so emotionsgeladen und authentisch rüber, dass hier ein ungeheures Gänsehaut-Feeling entsteht, ein echter Klassesong!
Nach den beiden ruhigen Titeln legt sich Drake dann wieder ins Zeug und bringt dynamischen, kräftigen New Country zu Gehör, bei dem er gesanglich dann wiederum mit powergeladener Stimme ans Werk geht, siehe "Going on eighteen" oder beim sehr hörenswerten "The hard way", das sehr interessant instrumentiert ist und bei dem der Einfluss seines Vorbildes John Anderson nicht zu überhören ist, teilweise erinnert dieser fiddledurchzogene Titel etwas an "Seminole wind".
"Ain't nobodys business" ist ein Song der sich etwas von den übrigen Tracks absetzt, denn hier geht Dusty Drake sehr kraftvoll und rockig zu Werke, und lässt Southern-Rock-Einflüsse nicht unverborgen. Im Text dieses Country-Rock Songs lebt Drake seine Leidenschaft für Motorräder aus, der trockene Sound wird von bretternden E-Gitarren und treibenden Drums beherrscht und auch diesen Titel bringt der Sänger absolut gekonnt rüber.
So könnte man nach und nach jedem Song seine Klasse bescheinigen, eine hervorragende, ausgewogene Titelauswahl lässt so etwas wie Langeweile erst gar nicht aufkommen. Lediglich der Schlusstitel "Radio" kann das bisherige Niveau der CD nicht mithalten, zu oberflächlich und kommerziell wirkt dieser Song, dem im Gegensatz zu den restlichen Titeln einfach das Gewisse etwas fehlt.
Neben eigenen Kompositionen liest man unter den Songschreibern auch bekannte Namen wie Kerry Kurt Phillips, Al Anderson, Jeffrey Steele oder Billy Crain, der diese CD auch mitproduziert hat.
Bei seinem Debüt konnte sich der Sänger voll einbringen und sein Motto uneingeschränkt in die Tat umsetzen: "If it's a fun song, I want it to be really fun, if it's a ballad, I want it to hurt somebody. I just want it to speak, to have something to say."
Vom satten Country Sound werden New Country Fans ebenso überzeugt sein, wie auch die Freunde der traditionelleren Richtung, hier ist einfach alles zu hören, was guten Country ausmacht, kommerzieller Country Pop findet auf diesem Album keinen Platz. Die CD darf in keiner guten Sammlung fehlen und macht Appetit auf mehr Musik dieses talentierten Künstlers.
Gerald Halbig
Trackliste
1 | Too wet to plow |
2 | Not bad for a good ole boy |
3 | Smaller pieces |
4 | One last time |
5 | Going on eighteen |
6 | The hard way |
7 | Just can't take a train |
8 | The wish |
9 | And then |
10 | Ain't nobody's business |
11 | Radio |
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