Reviews

Feu Follet

toi et le son

Info Musikrichtung: Ambient, Drone VÖ: 01.02.2006 (einzeleinheit) Gesamtspielzeit: 36:34 Internet: http://www.einzeleinheit.com

... bedeutet feu follet übersetzt und impliziert, neben kurzzeitig bläulich erscheinendem Licht in Sümpfen und Mooren, Düsternis, Verirrung und Verwirrung der menschlichen Wahrnehmung.

Auf das Label einzeleinheit übertragen soll dies bedeuten, dass sich der Labelchef Tobias Fischer auf zu neuen elektronischen Auswüchsen machen möchte, die Hörorgane auf andere Art und Weise zu verwirren mit dem Ziel auf eine andere Wahrnehmung hingerichtet. Elektronik, festgefahren in einer Sackgasse, gefangen von sich wiederholenden Beats, Breaks und Loops, hat den Anspruch wieder neu erfunden zu werden durch "Drones". Damit sind zwar keine Drohnen gemeint, jedoch ist eine gewisse Parallele vorhanden. Sowie eine Drohne ihr Leben nur der Begattung der Königin widmet ist es auch bei "Drones": Endlose dunkel-sphärische Ergüsse mit einem dröhnenden und summenden Hauptthema in Erwartung der bevorstehende Apokalypse, Heerscharen gewaltbereiter alles-in-Asche-zurück-lassender Pöbel, aufeinander treffender Urgewalten, wie ein schwarzes Loch alles mit sich reißend was in der unmittelbaren Umgebung mitzunehmen ist.

Hinter "Drones" verbirgt sich nicht nur eine Abart von Ambient, vielmehr ist es eine ideologische Vertretung mit Verneinung aller medialen Errungenschaften angefangen bei sich immer schneller drehenden wiederholenden Modezyklen, gegen Kommerzialisierung und Materialismus, Einsatz für eine reiche und abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die im Zuge ausgeklügelter Marketingstrategen immer mehr zurückgedrängt und auf ein hippes und angesagtes Schema F zur Gewinnmaximierung reduziert wird.
Auf dieses Muster hin sind "Drones" gestrickt: sonderlich viel Abwechslung darf nicht erwartet werden, gegen jegliche Form von massentauglicher Musik, fröhlich sein geschweige denn tänzeln ist hier nicht erlaubt oder überhaupt möglich. Das Leben in einer Spaßgesellschaft ist verwerflich.

Ebenso ist es bei feu follet, vertreten durch Tobias Fischer und Mirko Uhlig. Wem die Lieder nach einer Minute Langeweile bereiten, wartet noch weitere 17 Minuten vergebens auf etwas Abwechslung. Allerdings dürfte in der Zwischenzeit die Herzfrequenz auf unter 50 Schlag in der Minute gefallen sein und der Hörer in eine schlaftrunkene Meditation verfallen.

Nicolas Beck