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Händel, G.F. (Manze)

Wassermusik (DVD)

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 25.10.2005 BBC Opus Arte / Naxos (DVD (AD: 2003) / Best.nr. OA 0930 D) Gesamtspielzeit: 78:00 Internet: Opus Arte

Es muss wahrhaftig ein königliches, erhabenes Spektakel gewesen sein, als König Georg I. von England an einem Juliabend 1717 mit einer ganzen Flotte von Booten und in Gesellschaft des Hofstaates die Themse von Whithall nach Chelsea befuhr, wobei Händels für diesen Anlaß erdachte Wassermusik auf einem der Boote erklang.
Peter Ackroyd begleitet mit dieser BBC Dokumentation den 2003 unternommenen Versuch, das Ereignis zu rekonstruieren. Das Bemühen um Authentizität prägt dementsprechend den Verlauf: Von der Wahl der Instrumente und Kostüme über die Suche nach dem passenden Boot bis hin zum Kampf mit der Kerzenbeleuchtung bei Fahrtwind und den akustischen Problemen einer solchen Freiluftmusik reicht das Spektrum.
Zusätzlich bekommt der Zuschauer eine ganze Menge an Detailinformationen über Anlaß und Hintergrund dieser Bootspartie geliefert, mithin auch über die politischen Verhältnisse im England des 18. Jahrhunderts. So neu und frisch recherchiert, wie der Film vorgibt, sind die präsentierten Erkenntnisse allerdings durchaus nicht.

Die Musik selbst ist über all dieses leider zur Nebensache geworden, was angesichts der Qualität der Interpretation durch The English Concert unter Leitung von Andrew Manze bedauerlich ist. In der Dokumentation bekommt man insofern nur ein paar Appetithappen geboten und auch als Feature sind lediglich Ausschnitte aus den Wassermusik-Suiten beigegeben. Hierbei kann sich der Zuschauer entscheiden, ob er das (recht einsam auf der modernen Themse) dahinziehende, rekonstruierte Boot mit den Musikern sehen oder die Fahrt lieber anhand bewegter, neu geschaffener Illustrationen verfolgen möchte, die einen Eindruck von der Themse und ihrer Uferbebauung/-landschaft zu Händels Zeiten vermitteln wollen. Die Illustrationen auf der Grundlage historischer Pläne und Zeichnungen kommen indes über einen kinderbuchartigen Charme nicht hinaus.

Insgesamt lässt diese DVD allenfalls ansatzweise etwas davon erahnen, wie es damals gewesen sein könnte. Da der Film recht betulich geraten ist, dem Händel-Fan wenig wirklich neue Informationen vermitteln wird und auch von der Größe der Musik nur eine Ahnung verschafft, bleibt am Schluß die Frage, wozu der ganze Aufwand gut sein soll. Ein nachhaltiger Erkenntnisgewinn für Ausführende und Zuschauer ist nicht ersichtlich. Vielleicht muss man aber auch einfach Engländer sein, um diese Produktion so richtig spannend zu finden.

Sven Kerkhoff