Reviews
My Dark Places
Info
Musikrichtung:
Psychedelic
VÖ: 24.02.2006 (Domino Recording) Gesamtspielzeit: 53:15 |
Die Television Personalities sind ja alte Bekannte aus den achtziger Jahren. Dem Pink Floyd Insider dürften sie noch durch Ihre Teilnahme als Vorgruppe an der David Gilmour About Face Tour bekannt sein, weniger durch die Auftritte an sich, denn das waren nicht viele. Nein, auf Grund Ihres damaligen Szenehits „I know where Syd Barrett lives“ gaben sie bei einem Gig die tatsächliche Adresse des kranken Pink Floyd Masterminmds der Frühphase bekannt, was David Gilmour sofort zum Anlass nahm, sie rauszuschmeißen. Nun ja, das ist ziemlich lange her, und so richtig den Durchbruch konnten die Personalities eigentlich nie schaffen. Jedoch erlangten sie einigen Respect im Untergrund mit Ihrem schrägen Gebräu aus kratzigen Gitarren, schrägen Synthies und dem gewöhnungsbedürftigen Gesanges von Chef und einzigem ständigem Mitglied Daniel Treact.
Nach Peter-Gabriel-verdächtigen 8 Jahren glaubten selbst die engsten Fans nicht mehr an die Existenz der Underground Band, doch jetzt kommen Sie wieder, und das sogar mit Urmitglied Ed Ball, der wieder den Bass bedient. Daneben wirken Victoria Yeulet (Gesang) und Mathew Sawyer am Schlagzeug mit. My Dark Places bietet 16 neue Songs, oder mitunter auch minimalistische kleine Kunstwerke, die zum Großteil dem Titel entsprechen. Denn es scheint ein Album zu sein, das die dunklen Seiten von Beziehungen bearbeitet, wie man aus Titeln wie „Sick again“, „Ex-Girlfriend Club“, „I´am not your typical boy“, „I hope you are happy now“ oder „No more I hate yous“ ableiten kann. Mir persönlich gefallen die ruhigeren Songs, die mit Piano, schräg verhallenden Gitarrenklängen und traurigem Gesang daher kommen, am besten. Oder ein Song wie „Sick Again“, der ein im Hintergrund wirkendes, leises Perkussionsspiel hat, wahrscheinlich synthetisch erzeugte Harmonium Klänge mit Violinenklängen kombiniert, darüber der traurige Sprechgesang von Treact, das ist spartanische Schwermut in bester Güte. Das sich anschließende, sehr zynische „Ex-Girlfriend Club“, bietet wiederum Harmonium Klänge, ein Klavier das zwischen Melodie und Chaos hin- und herpendelt, einen hackenden Rhythmus und im Mittelteil eine südamerikanische Einlage, die so unpassend ist, dass es wieder passen muss. Die rockigen Songs haben Schrammelgitarren, und es gibt auch Ebowklänge über schwer wummernden Gitarren/Bassspiel, wie z.B. bei „Dream the sweetest Dreams“. Psychedelische oder Freeform Anteile gibt es eigentlich in allen Songs. In „Velvet Underground“ gibt es dann auf einmal synthetischen Boogie mit Jerry Lee Lewis Klavier, dazu Wechselgesang und Gespräch zwischen weiblicher und männlicher Stimme plus gesampelten Hochzeitsmarsch. Das liest sich befremdet? Ist es auch, aber irgendwo auch witzig und Laune machend.
Das Titelstück geht dann richtig scheppernd ab, doch danach geht es weiter durch Melancholie und Schrägen Sounds. „I´am not your typical boy“ hat ein herrliches Klavier, „You kept me waiting too long“ Billigkeyboardklänge plus ebensolchen Rhythmus, was aber einen melancholischen Charme der achtziger verströmt. Eine Single wird auch veröffentlicht, sie trägt den schönen Namen „All the young children on Crack“ und besteht aus einem dumpfen, synthetischem Bassrhythmus plus ebenso synthetisches Klatschen, schrägem Gesang, zwischen Teilen aus Gitarre, die klingt, als wäre Sie mit Opas altem Kompaktrekorder aufgenommen. Na, das wird garantiert ein Riesenhit! So geht der wilde Stilmix munter weiter und lässt einem am Ende Fragen, was das denn nun war?
Um es zusammen zu fassen, es sind halt Television Personalities. Für diese Ansammlung von Verrücktheiten muss man die Stimmung haben. Wenn man sich dann den „Gesang“ gewöhnt hat, kann das Ganze auch faszinierend sein. Für Freunde von Experimenten durchaus ein Ohr wert, aber definitiv nicht jedermanns Sache.
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | Special Chair | 3:03 |
2 | All the young Children on Crack | 3:13 |
3 | Sick again | 2:15 |
4 | Ex-Girlfriend Club | 4:18 |
5 | Deam the sweetest Dreams | 2:48 |
6 | Velvet Underground | 3:21 |
7 | My Dark POlaces | 3:00 |
8 | I'm not your tryptical Boy | 3:51 |
9 | You kept me waiting too long | 4:27 |
10 | They'll have to catch us first | 2:14 |
11 | She can stop traffic | 3:43 |
12 | Tell me about it | 3:00 |
13 | Knock it all down | 4:57 |
14 | I hope you're happy now | 2:31 |
15 | No more I hate yous | 2:47 |
16 | 3:47 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |