Reviews
Live in the Still of the Night
Info
Musikrichtung:
Hard Rock
VÖ: 27.01.2006 (AFM / Soulfood) Gesamtspielzeit: 110:00 Internet: http://www.whitesnake.com |
David Coverdale hatte 53 Jahre auf dem Tachometer stehen, als er 2004 seine weiße Schlange wieder auf die Jagd schickte. Sein Gesicht im Ruhezustand reiht sich dementsprechend (genau wie das von Drummer Tommy Aldrige) passend zwischen den Gesichtern von Alice Cooper und Tina Turner ein. Aber sowie Mr. Lovehunter seine blauen Augen blitzen lässt und übers ganze Gesicht grinst, fallen mindestens 30 Jahre davon in den Fotograben. Das dürfte vor allem die aus mehreren Generationen bestehende Damenwelt direkt vor der Bühne so sehen. Die Blicke folgen lüsternd den routiniert eindeutigen Handbewegungen im Genitalbereich. Coverdale bedankt sich im Gegenzug artig für die großzügig entblätterten Dekolletes. “Thank you for your Titts. Mostly inspireing, really“
Allen Black Metallern dieser Welt sei nach dieser DVD ins Stammbuch geschrieben. Rock’n’Roll ist nicht evil, sondern bad. Und der Gott des Rock’n’Roll heißt Sex und nicht Satan. Mr. Bad Boy Coverdale setzt den eher unpassend in die Luft gestreckten Pommesgabeln (Da haben wohl einige Väter ihre Enkel mitgebracht.) dann zum Schluss auch ein wahrscheinlich ernst gemeintes “God bless you“ entgegen. Immerhin erscheint Jesus Christus sowohl in seiner, wie in Aldridges Thanklist im Booklet der DVD.
Kommen wir zum Eigentlichen, der Musik. Und da müssen wir noch einmal auf Coverdales Geburtsdatum zurückkommen. 50- und 60-jährige Hard Rocker auf den Bühnen der Welt sind 25 Jahre nach Machine Head nichts besonderes mehr. Die Achillesverse ist bei fast allen Bands der Sänger. Und hier muss man Coverdale Höchstnoten erteilen. Dio und Gillan können immer noch beeindrucken, aber man hört das Alter. Bei Coverdale nicht. Auch hohe Lagen und selbst die spitzen Schreie bringt der Mann wie zu seinen besten Zeiten. Unglaublich!
Und seine Backing Band ist tight wie Arsch. Doug Aldrich spielt wie ein junger Gott. Mendoza am Bass ist mit nackten Oberkörper und Cowboyhut der zweite erogene Trumpf auf der Bühne. Dass Bassisten unauffällig in der zweiten Reihe zu agieren haben, hat Marco noch nie gehört. Reb Beach treibt die Band so entspannt und lässig voran, als bestände das Programm nur aus Balladen. Etwas im Hintergrund bleibt Tastenmann Drury. Aldridge leistet Extremsport und versieht das halbe Schlagzeugsolo mit bloßen Fäusten. Seine weißen Tennissocken sieht das Publikum im Saal zum Glück nicht.
Überhaupt das Publikum. London ist bei Musikern gefürchtet, weil das Publikum überfüttert und satt ist. Wenn das stimmt, muss das alte Hammersmith ausschließlich mit auswärtigen Gästen gefüllt gewesen sein. Textsicher und tobend bis in die letzte Reihe des Parketts forderten mehrere Generationen die Band zur Höchstleitung heraus, die postwendend geliefert wurde. Auf der DVD ist eine Show ohne einen schwachen Moment zu sehen.
Vom Programm her ist Coverdale - ohne aktuelles Album - auf Nummer sicher gegangen. 6 von 13 Whitesnake-Nummern stammen vom Über-Album 1987. Die anderen sieben Nummern verteilen sich gleichmäßig auf die anderen neun Studioalben. Nur Lovehunter und Restless Heart gehen dabei leer aus. Seine Vor-Vergangenheit hakt Coverdale gleich zu Beginn ab. Der Opener ist nicht nur ein Version von “Burn“, die die Stimmung sofort zum Sieden bringt. Eingebaut ist mit “Stormbringer“ noch eine weitere Deep Purple-Nummer.
Ergänzt wird die DVD, die im Digipack mit Pappschuber und 16-seitigem Foto-Booklet ausgeliefert wird, von einem guten Behind the Scenes-Beitrag, in dem unter anderem die Gitarristen ihre diversen Äxte mit der Begeisterung von Schuljungen vorführen und erklären, und einer Fotogalerie mit 70 Dias. Die laufen als Dia-Show zu “Here I go again“ - besser als 50 Prozent der sonst zu sehenden Musik-Videos.
Erscheint auch als Special Edition icl Live-CD - mit leicht veränderter Playlist; enthält 10 Titel u.a. “Soldier of Fortune“
Trackliste
1 | Burn |
2 | Bad Boys |
3 | Love ain’t no Stranger |
4 | Ready an’ willing |
5 | Is this Love |
6 | Give me all your Love |
7 | Judgement Day |
8 | Blues for Mylene |
9 | Snake Dance |
10 | Crying in the Rain |
11 | Ain’t no Love in the Heart of the City |
12 | Don’t break my Heart |
13 | Fool for your Loving |
14 | Here I go again |
15 | Take me with you |
16 | Still of the Night |
Besetzung
Doug Aldrich (Git, Voc)
Marco Mendoza (B, voc)
Reb Beach (Git, Voc)
Timothy Drury (Keys, Voc)
Tommy Aldridge (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |