Reviews
A Blessing In Disguise
Info
Musikrichtung:
Gothic Metal
VÖ: 16.06.2003 (Season Of Mist / Sony) Internet: http://www.green-carnation.tk |
Das Vorgängeralbum von A Blessing In Disguise, das auf den Namen Light Of Day, Day Of Darkness hört, war selbst für meinen etwas speziellen Geschmack ein wenig zu bizarr. Auf der Scheibe befand sich sage und schreibe ein (buchstabiert: E-I-N) Song, der sich auch noch über eine komplette durchschnittliche Long(!)playerspielzeit erstreckte. Der passende Dialog hierzu: "Schatz, hilfst du mir einmal bei der Hausarbeit ? - Natürlich Mausi, ich höre nur schnell das Lied zu Ende." Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Silberling anhand seiner musikalischen Qualitäten sogar "Album des Monats"-Auszeichnungen in der Fachpresse abräumte. How bizarr, how bizarr !
In die Tracklist von dem aktuellen Green Carnation-Werk haben es immerhin neun, teils überlange Songs geschafft, die allesamt durch ihre zartbitteren Melodien zu überzeugen wissen. Den Sound des Fünfers kann man sich anno 2003 am Besten als Mischung aus gemäßigtem Gothic-Metal, entspanntem Siebziger-Jahre-Rock und dezent eingesetzten Folkelementen aus dem Heimatland der Band vorstellen, wobei bei jedem Track eine andere dieser drei Komponenten ein wenig im Vordergrund steht. Zwar erinnert diese Beschreibung stark an die Finnen von Amorphis, doch spielen Green Carnation in der Saison 2003/04 eher in einer Liga mit Katatonia und Anathema zu Judgement-Zeiten, jedoch ohne wirklich in Gefahr zu kommen mit einer dieser Bands verwechselt zu werden.
Der Startschuss für diesen Batzen Melancholie wird mit dem flotten in die Gothicmetalkerbe schlagenden Opener "Crushed To Dust" gegeben, während schon als zweites mit "Lullaby In Winter" eine wunderschöne Ballade angesiedelt ist, die zumindest im ersten Teil absolut radiokompatibel ist und trotz (oder gerade wegen) dem Siebziger-Jahre Flair an der Grenze zum Kitsch nur haarscharf unbeschadet vorbeisegelt. Das schnell auf den Punkt kommende "Writings On The Wall" könnte genauso von deiner aktuell angesagten Düstercombo stammen, während "The Boy In The Attic" vor allem Dank dem Gesang von Kjetil Nordhus an Folkrock alà Subway To Sally und Co. erinnert. Der eigentliche Überhit auf der CD könnte jedoch "As Life Flows By" sein, wenn, ja wenn es dieses Lied nicht schon geben würde. Bei keinem geringeren als dem "King Of Pop" wurde in diesem Fall abgekupfert, denn die Melodieführung in den Strophen entspricht exakt derer des Dangerous-Songs "Give In To Me". Bei dieser Festellung habe ich mich wieder einmal gewundert was für komisches Liedgut ich doch kenne, aber alleine wegen der Interpreten ist mir die Green Carnation-Version lieber. Die Jungs sollten nur aufpassen, denn Jacko ist finanziell zur Zeit nicht übermässig gesegnet.
Mit dem hypermelancholischen, beschaulichen "Rain" endet das Album und es bleibt festzustellen, dass die musikalischen Kleider der Truppe hervorragend passen, ganz im Gegensatz zu denen des jungen Herrns auf dem Plattencover.
Manuel Liebler
Trackliste
2. Lullaby In Winter
3. Writings On The Wall
4. Into Deep
5. The Boy In The Attic
6. Two Seconds In Life
7. Myron & Cole
8. As Life Flows By
9. Rain
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |