Reviews

Serpent Temptation

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Info
Musikrichtung:
Death / Thrash Metal
![]() VÖ: 13.10.2023 (14.4.88) ![]() (High Roller) ![]() Gesamtspielzeit: 38:11 ![]() Internet: ![]() http://www.facebook.com/opprobriumofficial http://www.hrrecords.de |

Die etwas verwirrende Bandgeschichte von Opprobrium und ihrer Vorgängerband Incubus kann man im Review zum Re-Release von Serpent Temptation – The Alternate Version nachlesen; hier genügt es, die allerfrühesten Jahre zu rekapitulieren. 1986 gründeten die aus Brasilien in die US-Südstaaten ausgewanderten Brüder Francis und Moyses Howard die Band Incubus. Ersterer spielt Gitarre, letzterer Drums, und mit dem Einstieg von Bassist/Sänger Scot Latour (dessen Namensschreibweise in verschiedenen Varianten kursiert) war ein arbeitsfähiges Trio beisammen, das im Januar 1988 ins Southlake Studio in Los Angeles ging, um dort acht Songs für das Incubus-Debütalbum Serpent Temptation einzuspielen, die dann im Folgemonat bei Track Record in North Hollywood gemixt wurden. Besagtes Debütalbum erblickte letztlich im April 1988 das Licht der Welt und sollte das einzige offizielle Tonzeugnis der Band darstellen, an dem Latour beteiligt ist. Auf dem Folgewerk Beyond The Unknown war er schon nicht mehr dabei, und die Alternate Version von Serpent Temptation enthält ebenfalls keine Beiträge mehr von ihm.
Der vorliegende Re-Release des Originalalbums von High Roller Records kommt im Schuber unter dem aktuell gültigen Bandnamen Opprobrium, ist remastert und bietet zudem ein Poster des Covers als Beilage – auf Extrasongs, für die sich altes Demomaterial angeboten hätte, wurde allerdings verzichtet. Wer entsprechendes Equipment zu Hause hat, kann das Material des Originals und der Alternate Version dahingehend vergleichen, was außer den Baßspuren und dem Gesang musikalisch noch geändert worden ist. Die Grundstrukturen der acht Songs wurden jedenfalls beibehalten, so dass für die einzelnen Analysen auf das Review der Alternate Version verwiesen werden kann, zumal sich auch die Reihenfolge auf dem Album nicht geändert hat. Von den unterschiedlichen Songtiteln sollte man sich nicht irritieren lassen – einige wurden im Zuge des neuen Gesangs gleichfalls erneuert, und Song 4, „Incubus“, trägt in Klammern nunmehr noch den Zusatz „Opprobrium“, was auch entsprechend in den im Booklet des Re-Releases abgedruckten Lyrics vermerkt ist, obwohl Latour dieses Wort im Original gar nicht singt. So bleibt indes letztlich der Gesangsunterschied das Spannendste, was hier analytisch zu untersuchen wäre. Latour hat ein geringfügig extremeres Organ als der später ans Mikro gegangene Francis Howard, mit dem Incubus bzw. Opprobrium in ihrem Spannungsfeld zwischen Death und Thrash Metal ein klein wenig in Richtung des letztgenannten rückten, während Latours Gesang etwas mehr deathmetallisch orientiert ist, ohne dass er freilich ins später in diesem Stil übliche tiefe Gegrunze verfällt. Wir befinden uns hier bekanntlich in einer Zeit, als sich der Death Metal gerade erst aus dem Thrash heraus entwickelt hatte und selbst stilprägende Werke wie diverse frühe Alben von Death keineswegs das Dauergrunzen beinhalten, mit dem man den Death Metal später zu assoziieren pflegte. Latour grunzbrüllt phasenweise schon in beachtlicher Tiefe, kann aber auch wie ein schlecht gelaunter Tom Araya klingen. Interessanterweise hält er diverse Schlusssilben oft nicht lange aus, sondern lässt sie nach unten wegkippen, wobei im Nachhinein nicht entschieden werden kann, ob das so künstlerische Absicht oder ganz einfach der Unerfahrenheit mit dem neuen Stil geschuldet war. Das fällt gleich im Opener „The Battle Of Armageddon“ auf, der auch der einzige ist, wo die Neueinspielung die Struktur deutlich verändert hat, so dass sich auch eine markant andere Spielzeit ergibt. Ansonsten kann man sich wie erwähnt auf die Suche nach Details machen, die man vielleicht bisher überhört hat – und man stößt im Titeltrack auf zwei winzige Drumeinwürfe, die sich Igor Cavalera möglicherweise genauer angehört hat. Und der fast im klassischen Metal anzusiedelnde Mittelteil des Closers (hier „Underground Killers“, in der Neufassung „Curtains Closed“) fällt wie immer besonders auf.
Für Anfang 1988 ist Serpent Temptation mit seiner Kombination aus wildem Geprügel und ausgedehnten Midtempopassagen jedenfalls ziemlich weit vorn anzusiedeln und ein Wiederhören Jahrzehnte später einerseits völlig anachronistisch, andererseits aber metalarchäologisch auf alle Fälle reizvoll.


Roland Ludwig

Trackliste
1 | The Battle Of Armageddon | 6:12 |
2 | Voices From The Grave | 3:23 |
3 | Sadistic Sinner | 4:51 |
4 | Incubus (Opprobrium) | 4:09 |
5 | Blaspheming Prophets | 5:24 |
6 | Hunger For Power | 5:32 |
7 | Serpent Temptation | 3:35 |
8 | Underground Killers | 4:42 |
Besetzung
Francis M. Howard (Git)
Moyses M. Howard (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |