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Reviews

Colour Haze

Los Sounds de Krauts


Info

Musikrichtung: Kraut-Rock

VÖ:

(Elektrohasch)

"80er Jahre?, 90er Jahre? Einundzwanzigstes Jahrhundert? Nie was von gehört - oder na ja, war da nicht irgend was mit ... Stonerrock oder so ähnlich." So oder ähnlich, könnte man sich die Antwort von Colour Haze auf ihre musikalischen Wurzeln vorstellen, nachdem man sich Los Sounds de Krauts zu Gemüte geführt hat. Bei der Erwähnung der frühen 70er und der zweiten Hälfte der 60er dürften die Augen der Band dafür vor Begeisterung aufglühen.

Prägend sind die verzerrten Gitarren, die klingen als wären sie vor Jahrzehnten in irgend einer Garage eingespielt worden. Dabei blubbert und pöttert der Sound, dass man ganz automatisch bunte Blubberblasenbilder an den heimischen Wänden zu sehen glaubt. Dabei entwickeln die oft (sehr) langen Tracks eien fast schamanisch hypnotisierende Magie.

Als Beispiel diene "Plazmakeks", ein grandioser Longtrack. Man wünscht sich bei jedem Durchlauf stärker, dass die ersten fünf Minuten nie aufhören. Fünf Minuten lang erzählt die Gitarre vor einem immer gleichen Hintergrund von Schlagzeug und Bass Geschichten von irgendwo her, verträumte Geschichten, die dich einhüllen, davon tragen, bis dann nach fünf Minuten die Gitarren unvermittelt drei Gänge zulegen. Erst bist du ärgerlich, bis dich "Plazmakekse" auf dieser neuen stonigeren Ebene genauso gefangen nehmen. Grandios.

Es folgt der krasse Gegensatz. Wenn sich das Wort bei Colour Haze nicht von selbst verbieten würde, könnte man "7 + 2" als kommerziellstes Stück der CD, eine der "Hit-Singles" sozusagen, bezeichnen. Hier wird es fast rock'n'rollig. Daher geht das Stück natürlich auch schon nach drei Minuten über die Ziellinie.

"I won't stop" klingt erst mal ganz massiv nach den Who. Wenn sich das raue Organ von Stefan Koglek dann aber einschaltet, weiß man, dass das niemals die Mod-Heroen sein können. Leider kenne ich mich in dieser Zeit musikalisch nur punktuell aus. Man nehme deshalb mit großer Vorsicht zur Kenntnis, dass meines Wissens nach die psychedelischeren Hawkwind-Sachen und auch Captain Beafheart als Vergleich herangezogen werden sollten.

Im Gegensatz dazu steht zum Beispiel "Zen", der weniger krachig (trotz des bleibenden Grundsounds) und viel verspielter daher kommt. Dabei kommt ein Zug ins Spiel, dem man noch häufiger begegnen wird. Die Einflüsse stammen hier mit großer Wahrscheinlichkeit von den frühen Pink Floyd.

"Sundazed" beamt mich grandios auf die Tanzflächen meiner Vergangenheit zurückt. Die Füße fest geerdet fangen Arme und Oberkörper an im Takt(?) zu schwingen, zu fliegen, aufzusteigen - der Sonne entgegen. Woodstock pur!

Würde CD 2 dieses Niveau halten, wären hier ganz ganz viele Punkte drin. Tut sie aber nicht - und da es vor allem die beiden Longtracks sind, die deutlich abfallen, denke ich es wäre besser gewesen, hier eine Auswahl zu treffen, und schlicht einen überwältigenden 60-Minüter abzulassen.

"Weltraummantra" pröttelt 10 Minuten vor sich hin bevor auch nur eine Ahnung von der Faszination aufkommt, die mit "Plazmakeks" oder "Sundazed" erreicht wurde. Bei "Overriding" setzt Klaus Kammerloher als Gast an der Korgel zwar eigene Akzente, ohne dass es ihm gelingt, dass Stück wirklich zu retten.

Dafür haben Colour Haze mit "Other Side" einen genialen krautigen "Boogie´n´Roll" am Start, der sicher dafür sorgen wird, dass auch die zweite CD immer mal wieder in den Schacht fliegen wird.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1. I won't stop (8:15)
2. Roses (6:10)
3. Zen (7:25)
4. Plazmakeks (10:59)
5. 2 + 7 (3:00)
6. Sundazed (9:38)

CD 2
7. Where the Skies end (4:13)
8. Weltraummantra (18:08)
9. Other Side (2:15)
10. Overriding (17:39)
11. Schlaflied (2:42)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger