Reviews
Complex Emotions
Info
Musikrichtung:
Jazz Rock Fusion
VÖ: 08.11.2024 (Mack Avenue) Gesamtspielzeit: 43:44 Internet: https://www.thebadplus.com/ https://mackavenue.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Bereits im Jahre 2000 wurde diese Band gegründet. The Bad Plus, sie stammen aus Minneapolis und zunächst agierte man als Piano-Trio mit Ethan Iverson, Reid Anderson und Dave King. Im Laufe der Zeit erfolgten einige Besetzungswechsel, aber Anderson, der Bassist, und King, der Schlagzeuger, sind noch dabei. Die jetzige Besetzung besteht seit 2021.
Zwei der Musiker sind mir recht bekannt, so kenne ich den Gitarristen Ben Monder unter anderem von Produktionen des Labels ECM, und Dave King eben von recht vielen Platten, die er gemeinsam mit vielen anderen Musikern einspielte. Eigentlich hat sich der Sound durch die veränderte Bandbesetzung sehr verändert. Allein der Wechsel vom Piano auf die Gitarre ist recht entscheidend dafür. Und Ben Monder verfügt über einen recht individuellen Stil, mit teils großflächigen Texturen, oft mit viel Hall ausgestattet, so erhebt er sich oft aus dem Hintergrund, aus der Ferne, um dann vorzustoßen in den Fokus des Geschehens.
Dieses zeigt sich ganz stark im Eröffnungssong, "Grid/Ocean". Doch es kann auch ganz heftig und kraftvoller zugehen mit Titeln wie "Cupcakes One". Hier zeigt sich dann die starke Verknüpfung von Jazz und Rock. Das ist Fusion der brillanten Art, so fühle ich mich dann in die Siebziger zurück versetzt, damals, als etliche Musiker ähnliches vorantrieben, bevor dieser Sound nach und nach ab der Achtziger sich in immer seichterem Umfeld verflüchtigte und zunehmend geglättet wurde. Einerseits findet sich hier diese Frische von einst und andererseits hören wir stark betörende Schwingungen, wie kleine Gemälde mit sanften Farbtupfern, "Tyrone's Flamingo" sei hier genannt. Hier vereint sich Monder sehr gut mit dem Saxofonisten Chris Speed, hier wieder eine leichte gedankliche Hinwendung an Musik des ECM-Labels. Ansonsten setzt Speed nicht unbedingt vordergründige und mitreissende Solo-Aktionen, sondern bewahrt weitestgehend Contenance in diesem strukturierten Umfeld von Klangteppichen. Nur ansatzweise bemerke ich dann kleine Ausbrüche, er sollte sich ruhig wagen, Grenzen zu sprengen, das würde das Jazzelement der Musik noch steigern. Auf "Deep Water Sharks" gefällt mir sein Beitrag sehr gut!
Waren früher Fremdkompositionen bekannter Songs Bestandteil des Repertoires, wie etwa von Kurt Cobain oder Abba, so stammen auf Complex Emotions alle Songs von den Bandmitgliedern. Complex Emotions, vielschichtige Gemütsbewegungen, ja, trotz gelegentlicher Sachlichkeit der Musik gelingt es, vielschichtig Ausdruck zu zeigen, dabei scheine ich gewisse Gegenpole oder unterschiedliche Emotionen der einzelnen Musiker zu vernehmen. Speed versucht, bisweilen eine Art "Zorn" zu zeigen, Monder ist oft verträumt, Anderson betrachte ich in Zusammenhang mit Ruhe und King ist oft esehr kraftvoll unterwegs. Mit "Li Po" und der einzigen Komposition Monder's schließt die Platte, und dieser Song ist es, der mich emotional am meisten berührt, und das mit dem längsten Song. Hier stehen in der Tat viele Emotionen nebeneinander, es wirkt wie eine spontane Improvisation und öffnet meiner Seele ein Potpourri tiefgehender Gefühle, läßt man sich fallen, kann man rasch umschlossen werden und integriert.
Ich denke, ein für die Entwicklung der Band war es sicher wichtiger Schritt, sich vom Pianotrio zum pianolosen Quartett zu wandeln, wurde dem Faktor Kreativität doch noch mehr Raum zugeteilt.
Trackliste
2 French Horns (3:50)
3 Casa Ben (6:20)
4 Carrier (5:40)
5 Cupcakes One (4:09)
6 Tyrone's Flamingo (5:52)
7 Deep Water Sharks (4:15)
8 Li Po (7:56)
Besetzung
Dave King (drums + synthesizer)
Ben Monder (guitar)
Chris Speed (tenor saxophone)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |