Reviews
Masquerade Of Lullabies
Info
Musikrichtung:
Folk Rock, Indie Folk, Alternative
VÖ: 01.10.2021 (Gypsy Bones Records) Gesamtspielzeit: 30:48 Internet: https://www.nicorivers.com/ http://www.songsandwhispers.com/ |
Nico Rivers aus Boston, Massachusetts wurde zuletzt vorstellig mit der Veröffentlichung von Tiny Death. Die aktuelle Platte, Masquerade Of Lullabies, ist eigentlich nicht wirklich neu. Grundsätzlich wurde das Album veröffentlicht am 1.Oktober 2021. Auf dem Innentext der CD ist folgend zu lesen: "This record was produced in the early months of the 2020 Covid-19 pandemic." Offensichtlich haben er und die Band die Musik wohl zum Teil im Haus seiner Eltern aufgenommen, denn er bedankt sich bei Ihnen, dass sie den ganzen Lärm tolerierten. Aufgenommen wurde zwar auch in den Artisan Studios in Hanover, Massachusetts, aber auch "in the basement of my childhood home in Marshfield, MA."
Vorab gab es im Juli 2021 die Vorabveröffentlichung einer Single, "Even Holding", das ist ein moderner Song mit Indie-Hit-Charakter, sehr melodisch und mit einem Feeling, dass sich sehr rasch in die Seele des Hörers/der Hörerin einschmeicheln kann. Den gewissen Folk-Charakter bekommt es durch den Einsatz der Mundharmonik. Hinsichtlich der Spielzeit erinnert es mich dann an "meine Sixties", ist der Song doch auch hier noch knapp vor der Zwei-Minuten-Grenze bereits vorbei.
Doch zum Anfang, hier steht der "Patient Harbor". Wie ich las, soll sich diese Ballade ausrichten als Hommage an Nico's Heimatstadt und diese Freundschaft, die sein Leben lang gehalten hat. ( "Our lives are written on these streets and buried in the ground. I'm always coming back to you. That voice is telling me to leave each time I make it out, I'm always coming back to you") Der anfänglich ruhige Song steigert sich nach gut dreieinhalb Minuten mit einem straffen Rhythmus und auch hier zeigt sich, dass Nico sehr talentiert darin ist, wirklich schöne Melodien zu schaffen. Seine Partnerin Emily Graham-Handley unterstützt ihn dabei mit ihrem schönen begleitendem Gesang. Sehr gut gelungen ist auch der Einsatz des Cellos von Nate Taylor.
Und so schlängelt sich eine angenehme Überraschung nach der anderen durch die Platte, im Vordergrund stets diese unverkennbare Stimme mit dem großen Wiedererkennungswert, noch immer meist in höheren Bereichen, und sehr druckvoll und von hoher emotionaler Ausdruckskraft! Ich kann feststellen, dass eine weitere Entwicklung nach "Tiny Death" stattgefunden hat. So treffen hier sehr viele stilistische und produktionsbedingte Elemente aufeinander und schaffen eine breite Fläche, auf der sich die Musik "tummeln kann". So sind es druckvolle Drums auf "If The Wind Blows", im Hintergrund scheint ein Banjo zu "pluckern", und Keyboards wabern dazwischen durch den Raum. Ein sehr außergewöhnlicher Song, der es auch verdient hätte, auch als Single-Veröffentlichung in entsprechende Charts vorzustoßen. Nahtlos geht es über zum stimmlich verzerrten "Purgatory", das eher den Eindruck eines experimentellen Zwischenspiels verbreitet. Nun, nach gut zwei Minuten geht es nahtlos über in meinen meiner Lieblingssongs der Scheibe, "Edge Of A Knife", hier sollen autobiografische Themen verarbeitet worden sein. Emily's Background-Vocals bringen sehr harmonische Elemente ein und verhelfen dem Song zu einer Art Refrain. Und es rockt kräftig, und das Arrangement bricht diesen Rock zwischendurch wieder auf, das ist echt unterhaltsam und wirklich hervorragend inszeniert!
Anders geht es mit "Any Other Saturday", einem sehr folkigen Song im akustischen Finger-Picking-Modus, und dazu ertönt die Pedal Steel seines Kollegen Bobby Byrnes, von dem ich auch bereits einige Produktionen vorstellte. Mit "Records" gibt es erneut ein experimentelles Zwischenspiel, bei dem einige "Field Recordings" mit verzerrter Sprache verwendet wurden, wer weiß, wer sich hier unbemerkt wiederfinden mag als Sample. Auf "Cherry Hill" zwitschern dann wohl einige Vögel, im Hintergrund schwellen verhuschte Keyboardteppiche, das ist die Überleitung in den leider letzten Song, "Pages Of The Ancients", mit einer beeindruckenden und in die Seele stechenden Cello-Einleitung, Nico singt dazu ganz einfühlsam, keine weitere Begleitung, und zum Schluss hört man dann wieder die Vögel, ach, das ist ein herzerweichender Song! ("There was a light upon your garden that was calling out to me, so I hid behind that wood shed just to see the mystery"). Auch hier zeigt sich das große Talent des Protagonisten, nämlich tiefgreifende Lyrik zu schaffen, keine Texte, die nur an der Oberfläche schürfen!
Letztlich hat Nico Rivers mit dieser Veröffentlichung ein Werk geschaffen, dass zwischen den Polen Indie Rock, Folk, Folk Rock und Experimental pendelt und diese Pole mit Geschick miteinander verbindet, mit Melancholie, freudiger Stimmung, Wärme, Energie und weiteren Aspekten menschlichen Verhaltens gespickt. Ich kann mich nur wiederholen mit diesem Zitat aus meiner Rezension zu "Tidal Wave": "Es bleibt mir nur noch anzumerken, dass Nico einen großen Schritt vorwärts gemacht hat mit dieser Platte, als Komponist, Arrangeur und Musiker", ergo, einen weiteren Schritt vorwärts mit Masquerade Of Lullabies. So wäre es schön, wenn man dem Musiker vermerkt Aufmerksamkeit schenken möge, er hat es verdient!
Trackliste
2 Exit Line
3 If the Wind Blows
4 Purgatory
5 Edge of a Knife
6 Any Other Saturday
7 Records
8 Even Holding
9 Cherry Hill
10 Pages of the Ancients
(All songs written by Nico Rivers)
Besetzung
Emily Graham-Handley (additional vocals)
Nate Taylor (cello)
Bobby Byrnes (pedal steel)
Antonio Macomber (additional bass)
Matt Sorrentino (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |