Reviews
Harbortowne
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter/Folk
VÖ: 18.10.2024 (Berkalin Records) Gesamtspielzeit: 35:42 Internet: http://pattonbrokus.com/index.html https://www.hemifran.com/news/ http://www.berkalinrecords.com/ |
Mit der Collection 2008-2018 "liefen mir die Beiden, Jim Patton & Sherry Brokus erstmals über den Weg", weitere Veröffentlichungen folgten. Nun liegt eine neue Platte vor, man hat sich in der Harbortowne umgeschaut. In unserer Hafenstadt habe ich die Beiden leider nicht sichten können, daher kann ich nur aus der Ferne berichten.
Hatte ich bezüglich der Musik der letzten Veröffentlichungen durchweg positive Worte gefunden, so, dass die Musik eine sehr warmherzige Stimmung ausstrahlt, eine Stimmung, die so wirkt, als säße man mit den Musikern und guten Freunden zusammen und dabei eine gute Zeit verbringt, kann ich nun feststellen, dass sich aus meiner Sicht dieses gute Gefühl noch verstärkt hat mit Harbortowne. Im Gegensatz zu den Vorgängern ist die Musik nun akustischer geworden und man stellt eine große Prise Folk in den Fokus und rundet dieses mit dem einen oder anderen Hauch von Country und Bluegrass ab, auf der Ebene des großartigen Singer/Songwriter-Genres.
Leider musste ich auch feststellen, dass die einstige vordergründige Rolle von Sherry Brokus als Sängerin zurückgefahren wurde, aus mir nicht bekannten Gründen, vielleicht auch krankheitsbedingt. So ist sie nun auch hier nur noch als Background-Sängerin aktiv und überlässt Jim Patton die Arbeit des Lead-Vokalisten. Und wie ich auch bereits bemerkte, ist er in diesem Sinne nicht ein hervorragender Sänger, vielmehr recht eigenwillig und mit einer Stimme voll großem Charakter, und das zählt für mich viel mehr als all' die vielen gleichklingenden Stimmen, wie sie in den Superstar-Shows gesucht werden, und die auf die Dauer nur langweilen. Man muss nicht immer mit Superlativen urteilen, will man Musik beurteilen, gerade hinsichtlich des Gesangs, dass sich offensichtlich etabliert hat als unabdingbarer Bestandteil des Werturteils "gut" oder sehr gut", denn letztlich geht es um Ausdruck und Authentizität als wichtige zur Vermittlung von Botschaften. Patton würde so manch' einen dieser überdrehten Gesangswettbewerbe wahrscheinlich nicht bestehen, besitzt aber mehr Ausdruck als so manch' hochgelobter "Star", und kann zumindest mich überzeugen mit seinen Botschaften, die er auf seine Weise mit seiner rauen Stimme übermittelt. Schliesslich ist auch Dylan kein begnadeter Vokalist, und danach kräht auch kein Hahn, bis auf die, die ihn nicht mögen...
So ist eine herzlich warme und wärmende Backporch-Atmosphäre entstanden, als würde man eine tolle gemeinsame Zeit miteinander verbringen, ein Gefühl, als würden sich alle verstehen, und nur einzelne Blicke allein würden den/die Anderen wissen lassen, worum es geht, und das ist so dermaßen gemütlich, wie es zum Beispiel ganz besonders schön mit "Never Going Back" vorgetragen wird. Aber schließlich folgt ein entsprechender Volltreffer dem anderen, denn jeder Song ist es, der mich in dieser wunderschönen Stimmung festhält und umklammert. Ja, und es sind auch die Texte, die leider nicht beigefügt sind, die, wenn man genau lauscht, voller emotionaler Ausdruckskraft und Menschlichkeit stecken. Egal, ob es darum geht, dass man in der Lotterie gewonnen hat, ob man eines Freundes gedenkt, der verstarb, oder ob das eine oder andere gewisse Quäntchen Humor eingebracht wird, immer wieder bewegt der jeweilige Ausdruck.
"Missing You" berichtet von Veränderungen, Dinge, von denen wir Alle betroffen sind, traurige Erinnerungen an Vergangenes, an Alles, was man vermisst, ein wenig traurig, der Song, bis dann eine Liebeserklärung mit "A Woman Like You" folgt. Sehr berührt es mich auch, wenn dieser lockere Sound in Bluegrass-Nähe ertönt, "Sally Brown", ja, das gefällt mir! Eine ganz tolle Überraschung erwartet uns dann zum Schluss, "Start Again", ja, das ist Sherry, die hier die Lead Vocals übernimmt, das erste Mal seit 2019 soll das der Fall sein. Mit recht tiefer Stimmlage, hier schwebt ein Hauch von Marianne Faithful durch den Raum, trägt sie den Song sehr berührend vor, mir bereitet das Gänsehaut, wenn sie nur vom Piano und der Geige begleitet wird, und diesen Song zu einem der schönsten und emotionalen Momente des Albums gestaltet! So hoffe ich doch, dass dieser Song einer Prophezeiung gleich kommt, dass Sherry wieder starten wird!
Kurzum, das ist die für mich beste Platte der Beiden bisher, das ist eindeutig und klar!
Trackliste
2 The Juggler (3:41)
3 Never Going Back (3:56)
4 When You Win The Lottery (2:33)
5 Missing You (2:05)
6 A Woman Like You (2:57)
7 Slap In The Face (2:33)
8 Just Doesn’t Work Anymore (2:49)
9 Sally Brown (3:00)
10 Back In The Storm (2:37)
11 Until The Fire Is Gone (4:11)
12 Start Again (3:11)
Besetzung
Sherry Brooks (vocals, percussion)
Ron Flynt (background vocals, bass, keyboards, harmonica, acoustic guitar)
Bettysoo (background vocals)
Rich Brotherton (acoustic guitar, mandolin)
Warren Hood (fiddle)
John Bush (percussion)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |