Reviews
Cenizas (EP)
Info
Musikrichtung:
Heavy Metal
VÖ: 20.10.2023 (Eigenvertrieb) Gesamtspielzeit: 21:29 Internet: http://www.asttermetal.com |
2020 in Granada gegründet, stellt sich das spanische Quintett Astter mit seiner EP Cenizas erstmals den Rock- und Metal-Fans vor. Das Besondere an ihrer Interpretation von Heavy Metal ist das unerwartet hohe Maß an Eigenständigkeit. Man hört in den fünf Songs keine eindeutigen Vorbilder heraus – und will bereits nach den ersten Tönen auch nicht mehr nach welchen suchen. Bei einem Newcomer „muss“ man das, um dem Hörer eine Orientierung zu geben. Mir fällt aber nun mal keine andere Band ein! Wenden wir uns stattdessen lieber den Songs zu:
Der Opener „Esquizofrenia“ („Schizophrenie“) beginnt mit einem gequälten, angsterfüllten Flüstern, das von hackenden Drums und einem kurzen Growl-Ausbruch abgelöst wird. Wen nicht sofort die massiven Gitarren packen, den nimmt Bianca Martínez mit ihrem kraftvoll-melodischen Gesang gefangen. Ihre Melodien sind fließend und eingängig, kontrastieren die Musik nahezu perfekt. Dabei schaffen sie es, nicht aufdringlich oder gar penetrant zu werden.
Bei „Ansiedad“ („Angst“) geht es zwar inhaltlich auch nicht fröhlicher zu, mit treibenden Beats und gleich zwei klasse Soli ist es musikalisch aber ganz klar mein Lieblingsstück! Knallt richtig rein und macht süchtig! Die anderen Songs wachsen mit jedem Hören – was man auch an meiner Bewertung erkennen kann –, von dieser Supernummer ist man dagegen sofort begeistert, noch während man sie zum ersten Mal hört!
Das breitwandige Titelstück „Cenizas“ setzt sich mit Depressionen und dem Überwinden dieser schleichenden, heimtückischen Krankheit auseinander und wird durch dezente Streicher von jener leichten Melancholie durchzogen, wie man sie oft in epischen Rockballaden findet (inklusive „großem“ Gitarrensolo). Mächtig und majestätisch!
Bei „Estrella“ gibt Bianca ihrer Stimme eine andere Farbe, nicht ganz so sanft wie zuvor bei „Cenizas“, die dem Refrain noch leichter macht, sich dem Hörer in den Kopf zu brennen. Entsprechend wechselt die Stimmung immer wieder, schlängelt und windet sich unaufhörlich. Die Growls passen hervorragend, um die unmögliche, toxische Liebe, um die es im Text geht, maximal plastisch darzustellen. Besonders gut gefällt mir außerdem das gnadenlos treibende Schlagzeug! Mann, Manu Izquierdo hat es echt drauf!
Der Schlusstrack „Mi Realidad“ fasst mit seiner facettenreichen, schnellen und doch eingängigen Musik und dem einmal mehr bittersüßen Text die 22 Minuten dieser EP in gewisser Weise zusammen. Mit dem Titel „Meine Wirklichkeit“ ist unsere moderne, bipolare Gesellschaft gemeint, in der jeder in der Öffentlichkeit ein Gesicht trägt, das die persönlichen Gefühle und Probleme verbirgt. Das YouTube-Video hierzu ist unbedingt sehenswert!
Astter sind eine in jeder Hinsicht extrem talentierte Band. Ich bin froh, sie entdeckt zu haben! Ihr Erstlingswerk Cenizas enthält eine Vielzahl ungewöhnlicher Ideen in ungewöhnlicher, technisch kompetenter Umsetzung. Obendrauf gibt es düstere Texte, die unter Umständen tatsächlich eine therapeutische Wirkung haben können!
Kurzum: Wer rockige, dynamische Musik mit potentem, abwechslungsreichem Songwriting, leidenschaftlichem Spiel und emotionaler Intensität liebt, der ist bei diesen Jungs und diesem Mädel goldrichtig!
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Esquizofrenia | 4:30 |
2 | Ansiedad | 3:54 |
3 | Cenizas | 4:46 |
4 | Estrella | 4:18 |
5 | Mi Realidad | 4:01 |
Besetzung
Esteban Leyva (Guitars)
José Muelas (Guitars)
Ricardo Vázquez (Bass)
Manu Izquierdo (Drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |