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Stefan Schöler Trio

Folklore

Info Musikrichtung: Piano Jazz VÖ: 20.09.2024 (Challenge) Gesamtspielzeit: 56:11 Internet: https://stefanscholer.com/ https://www.challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/

Der Pianist Stefan Schöler aus Nordrhein-Westfalen kehrte nach beruflichen Umwegen über die Niederlande und Schweden zurück in die Heimat, dort lebt und wirkt er seit 2007.

Die musikalische Früherziehung konzentrierte sich jedoch nicht gleich auf das Klavier, sondern auf Flöte und Posaune, doch ab dem siebten Lebensjahr durfte er sich endlich dem mehr Begeisterung hervor rufenden Piano widmen.Verschiedene Einflüsse des Jazz prägten seinen weiteren Weg und die größten sollen wohl Herbie Hancock, Paul Bley und Keith Jarrett gewesen sein.

Schon lange spielt der Protagonist im Trioformat oder auch solo, im Trio entstand das Debüt im Jahre 2006, "Introducing Stefan Schöler". Und nun liegt die neue Veröffentlichung vor, Folklore. Außer dem dritten Song, "All Of You", von Cole Porter und dem achten, von Victor Young, stammen alle Kompositionen von Schöler. Doch meint man nun, das Trio würde sich typischen folkloristischen Motiven widmen, der irrt. So erklärt es Schöler in der Pressemitteilung/in den Liner Notes dazu: "Der Begriff, dem hierzulande oft mit Skepsis begegnet wird, birgt für ihn eine Idee - eine Vision. Jenseits aller Konventionen, Klischees und Vorurteile könnte fast jede Musik, die Menschen verschiedener Generationen und sozialer Herkunft zusammenbringt, Folklore sein. Warum nicht auch diese?"

Die Trioformation im Jazz mit Piano/Bass/Drums hat eine lange Tradition, und wie ich bereits öfter feststellte, hat sich für mich etwas Wesentliches geändert, nämlich, dass die einstige fast reine Begleiterfunktion von Bassisten und Schlagzeugern einem zunehmenden Miteinander gewichen ist. Und das hat dann letztlich viel neuen Schwung in solche Besetzungen und deren Veröffentlichungen hervorgebracht, beispielhaft will ich hier das Helge Lien Trio oder die Formation Vein nennen.

Auch das Stefan Schöler Trio kann sich in die lange Liste der neuen Formation, die derart gestalten, einreihen. Denn auch hier findet Kommunikation statt, "Dreiergespräche", die die jeweiligen Standpunkte des anderen mitnehmen und einfliessen lassen in die Gesamtgestaltung der Musik. Das gilt vor Allem für die sieben Eigenkompositionen, aber unter Berücksichtigung der Verwendung der Grundthemen der jeweiligen Fremdkompositionen entwickeln diese auch ein Eigenleben. Denn gerade der genutzte Raum, den die drei Musiker haben, bringt eine Menge Abwechslung und einen sehr großen Unterhaltungswert.

Und ein auch für mich wichtiger Aspekt ist es, dass hier keine nüchterne und sachliche Technik in der Umsetzung geboten wird, sondern dass die Musik viel Wärme und dadurch eine großes Entgegenkommen und entsprechende Ansprache bietet. Vielleicht mag ja auch eine gewisse Spiritualität beim Spielen entstanden sein, die nun auf mich als Hörer übergeht. Denn es gibt auch durchaus bluesig gefärbte Untertöne, wie ich es empfinde, zum Beispiel spüre ich es so beispielsweise bei "An einen Schuldigen".

Neben einer gewissen Fröhlichkeit, die mitunter mit "tanzenden" und "hüpfenden" Passagen einhergeht, strahlen andere Songs wiederum viel Schönheit und Ruhe aus, ja, stets kann man sich den Musikern sehr nah fühlen, Musiker, die es einem dadurch gestatten, an ihrer Kommunikation in kleinem Kreise teilzunehmen. Und somit, stelle ich fest, ist der Begriff Folklore im obigen Sinne durchaus erfüllt!

Wolfgang Giese