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Schönherr, Chr. (Schönherr)

Magnificat. The Groovy Version of Ox

Info Musikrichtung: Neue geistliche Musik VÖ: 01.11.2005 Carus Verlag / Note 1 CD (DDD 2005) / Best. Nr. 27.208/99 Gesamtspielzeit: 36:49

Lateinisch-Englischer Text und Musik wollen bei dieser Magnificat-Komposition von Christoph Schönherr einfach nicht zusammenfinden. Darüber kann auch die verschwiemelte (und manchmal geradezu unverständlich) nah am Latein übersetzte Fassung des Textes im Beiheft nicht hinwegtäuschen: „Groß macht die Seele mein den Herrn und es freut sich mein Geist an Gott, dem Retter mein.“ Freudiger Jubel, Enthusiasmus, Ekstase, Seligkeit, Geisterfülltheit … kaum einmal erleben wir Maria, die Mutter Jesu, im Neuen Testament so begeistert (und begeisternd) offen und frei redend wie im Lukasevangelium (Kap. 1,46-55). Wohl nicht umsonst ist ihr prophetischer Jubel spätestens seit der Benediktsregel fester Bestandteil des liturgischen Betens und Singens geworden: ein universaler Text, nicht nur exklusives Gebet Mariens. Und vom 15. Jh. bis in die Gegenwart haben sich immer wieder Komponisten von ihm anregen lassen und seine spirituellen Energien klanglich freigesetzt.
Mit Blick auf das 19./20. Jh. hat Schönherr sicher Recht, wenn er das Klischee der in Blau- und Weiß gewandeten, engelhaft entrückten und irgendwie blässlichen Maria beschwört, von dem er sich mit seiner Komposition absetzen will. Aber ist es eine Lösung, wenn Maria in diesem Fall die Swing-Version des Magnificat im weißen Wickelkleid in einer Lounge singt? Die musikalischen Vokabeln aus Jazz, Rock und Funk zeichnen hier weder ein neues noch ein anderes Marienbild. Mit ihrem unverbindlich-lockeren Easy-Listening-Ton berühren sie die kraftvollen Bilder der Vorlage lediglich an der Oberfläche. Selbst der Thronsturz der Mächtigen klingt so entspannt, dass man nicht wirklich beunruhigt ist. Und danach, wenn sich die Gebeugten erheben dürfen, wird’s so richtig zuckernett. Ein Happy-Happening von Solistin, Chor und Ensemble beschließt das Ganze.

Georg Henkel