Reviews

Rendine, S. (Conti)

Passio et Resurrectio

Info Musikrichtung: Neue geistliche Musik VÖ: 11.07.2005 Naxos / Naxos CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. 8.557733 D Gesamtspielzeit: 58:11

Imbroglio - Eintopf: Danach klingt die Oster-Kantate Passio et Resurrectio des 1954 geborenen italienischen Komponisten Sergio Rendine. In seinem etwas konfusen Einführungstext - offenbar ein mündliches Statement - betont Rendine ausdrücklich den „un-intellektuellen“ „intuitiven“ Charakter seiner zugleich „körperlichen“ und „seelenvollen“ Musik, die geschrieben worden sei, „ohne nachzudenken“.
Rendines Stilmix erinnert an die den neobarocken Ausstattungsrausch (nicht nur) italienischer Dorfkirchen und reicht von Romantik-Zitaten, Orffschen Stampfrhythmen und süditalienischen Volksgesang über Klangeffekte der Neuen Musik bis zum Sakropop. Und irgendwie harmoniert das alles sogar einigermaßen miteinander. Einen Gutteil ihrer Spannung bezieht die Musik freilich aus der Tatsache, dass man nicht sicher sagen, was in den nächsten Takten passiert: Kommen Puccineske Arien? Choräle? Ein Saxophon-Gewitter? Schreie des Chors? Oder drehen die Solisten noch einmal den volksmusikalischen Ton bis zum Anschlag auf?
Die Stimmen vieler der Sänger/innen kommen hörbar aus der italienischen Volksmusik. Doch die dialektgesättigte Darbietung wirkt in ihrer augenrollenden Theatralik oft derart überzogen, dass man nicht einmal das Klischee vom leidenschaftlichen italienischen Temperament zur Erklärung anführen mag. Das Timbre des Sprechers hat mich - vielleicht auch wegen des süditalienischen Dialekts - an den gekünstelten aramäischen O-Ton von Gibson „Passion of the Christ“ erinnert. Auch sonst stellen sich bei dem Werk insgesamt immer wieder filmmusikalische Assoziationen ein und die Nackenhaare auf.

Also: Diese Annäherung an „die Gefühle einfacher Menschen angesichts des Leidens und der Auferstehung Christi“ - so der Klappentext - mag vielleicht in Italien auf offene, begeisterungsfähige Ohren treffen. Mir ist diese Musik in ihrer postmodernen Beliebigkeit schlicht zu dick aufgetragen.

Georg Henkel