Reviews

Diverse 20. Jahrhundert (Rattle)

Musik im 20. Jahrhundert V-VII: Made in America – Nach der Katastrophe - Zu neuen Ufern

Info Musikrichtung: Neue Musik Dokumentation VÖ: 25.10.2005 Arthouse Musik / Naxos DVD (1996) / Best. Nr. 102 040 / 102 042 / 102 044

Private Testvorführungen beweisen es: Diese DVD-Reihe bringt selbst notorische Verächter der Neuen Musik auf den Geschmack. Gestand mir doch ein Freund, sich nach den ersten Folgen schon einmal Mahlers 5. Sinfonie besorgt zu haben, weil ihn Simon Rattle neugierig auf mehr gemacht habe! „Wenn einer das rüberbringen kann, dann Rattle!“ (Dazu auch die Reviews für die Teile I und II-IV)

Die letzten drei Folgen, die neben einem Porträt der Nachkriegsgeneration (Nach der Katastrophe) auch einen Ausflug in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bieten (Made in Amerkica) führen bis an die Grenzen zum 21. Jahrhundert.
Mit einer ganz persönlichen Auslese von Komponisten beschließen Rattle und das City of Birmingham Symphony Orchestra ihre Reise durch die Neue Musik. Komponisten wie Luciano Berio, Hans Werner Henze, György Kurtag, Harrison Birtwistle, Mark-Anthony Turnage, Oliver Knussen oder - als einzige Frau in dem Projekt! - die Russin Sofia Gubaidulina beweisen für den Dirigenten die Vitalität der Musik jenseits modernistischer Ideologien und postmoderner Beliebigkeit. Klanglust, Experimentierfreude, Sinnlichkeit, Energie - Rattle lässt auch sonst keinen Zweifel daran, dass sich seine Begeisterung für die Neue Musik vor allem am elementaren Erleben der Musik und ihrer schieren klanglichen Energie entzündet. Dass er sich für Karlheinz Stockhausens epochales, mit drei Orchestern jonglierendes Opus Gruppen begeistert „obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht alles an diesem Werk verstehe“, macht den Dirigenten gerade sympathisch. Und dass man in diesem Fall nicht nur einen Audiotrack von diesem Werk, sondern einen kompletten Filmclip als Extra beigegeben hat, dürfte, wenn nicht dem Verständnis, so doch dem Erleben dieser wilden Klangwelten sehr entgegenkommen.

Georg Henkel