Reviews

Royal Hunt

Paradox

Info Musikrichtung: Progressive Hard Rock VÖ: 23.09.1997 (Semaphore) Gesamtspielzeit: 73:08

In den 90ern gab es zwei Bands, die im Dreieck zwischen Hard Rock, melodischem Metal und Prog Rock eine Ausnahmestellung einnahmen. Das waren die Brasilianer Angra und die Dänen Royal Hunt. Deren Album Paradox wurde nun für meine September-Kolumne ausgewählt, da ich das Album am 19.9.1999 erworben habe. Das Album wird zu Recht zum Tafelsilber der Band gezählt.

Die Band ist dermaßen vielseitig, dass es schwerfällt, sie stilistisch wirklich zu kategorisieren. Sie kann so weich und melodisch daherkommen, dass man sie weit in den AOR-Bereich scheiben will. Dann aber rockt es dermaßen ab, dass das Etikett "Hard Rock" gar keine Frage ist; man punktuell sogar versucht ist, die Metal-Karte zu ziehen.

Die Dänen können so eingängig sein, dass es nach Pop klingt, um gleich wieder in abgefahrene Prog-Kapriolen zu starten. Gelegentlich kann man auch über Folk nachdenken.

Highlights auf einem Album, das kaum Füller und schon gar keine Ausfälle kennt, sind die treibende Rock-Nummer „Tearing down the World“ mit fantastischem hymnischen Refrain, das sehr abwechslungsreiche „Message to God“, bei dem sich ein eingängiger melodischer Refrain mit progressiven Kabinettstücken und Streicher-Parts abwechselt, das ruhige „Long Way home“ mit verträumten Flöten, die wohl aus dem Keyboard kommen, und „Silent Scream“, das erneut zwischen Gänsehautharmonien und schnellem Rocken changiert.

Die gekürzten Radio-Edits unter der Bonus-Tracks kann man sich knicken. Dafür fehlt leider „The final Lullaby“, das als b-Seite auf der Single „Message to God“ erschienen war. Lohnen tut sich hier vor allem die fantastische, aber leider sehr kurze, Instrumental-Abfahrt „Martial Arts“.

Norbert von Fransecky