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Luciana Morelli

Words Of The Wind

Info Musikrichtung: Jazz-Fusion VÖ: 07.06.2024 (Habitable Records) Gesamtspielzeit: 38:56 Internet: https://www.lucianamorelli.com/ https://jazzfuel.com/ https://habitablerecords.com/

Die argentinische Sängerin und Komponistin Luciana Morelli lebt in der Schweiz, in Basel. Obwohl sie sich eigenen Aussagen zufolge viele Jahre mit Jazz beschäftigt hat, gilt ihre musikalische Liebe ebenso der argentinischen Folklore sowie improvisierter und experimenteller Musik.

Und so haben sich die verschiedenen Vorlieben und Interessen auch in ihrer Musik niedergeschlagen, auch hat sie sich auf früheren Veröffentlichungen mit Jazz Standards und Bossa Nova beschäftigt. Auch auf der aktuellen Platte Words Of The Wind haben entsprechend mehrere Facetten Einzug gehalten. Sowohl ein traditionelles Jazzquintett als auch die Einbeziehung eines Streichquartetts und ein Vokal-Ensemble trugen bei den Aufnahmen zum abwechslungsreichen Gesamtausdruck der Musik bei.

Hinzu kommt, dass unter anderem Auszüge aus Gedichten von Emily Brontë (#1, 3, 5), Alejandra Pizarnik (#2), Anne Carson(#6) und Robin Myers (#4)für die Gestaltung der Texte verwendet wurden. Poesie vereint sich mit Jazz und anderen musikalischen Einflüssen zu einer recht ungewöhnlichen Melange. Ja, hier geht es dann um Themen aus Natur, über Liebe, Tod, Einsamkeit, Schmerz, Verlust und ähnlichen Ereignissen, von denen wir Alle mehr oder weniger betroffen sind.

So geht es auch um weitere Themen um die Gebiete Identität, Wahnsinn, Verlangen, Sehnsucht, Familie, Sprache, Erinnerung, die, bis auf die Tracks Zwei und Sieben, die auf Spanisch gesungen werden, sonst auf Englisch erklingen. Zunächst fällt mir auf, dass das Gesamtbild der Musik ein relativ Ruhiges ist, und dadurch mitunter recht hintergründig zu erschallen scheint.

Das auf einem Gedicht von Emily Brontë basierende "Fall, Leaves, Fall" fließt beschaulich voran, begleitet vom sehr klaren Gesang der Protagonistin und einem ausdrucksstarken Solo von Philipp Hildebrand mit der Bassklarinette, insgesamt sehr zart und lyrisch im Ausdruck, dieser Auftakt. Der erste spanisch-sprachige Song, "Los Trabajos y Las Noches", nimmt dann mehr Fahrt auf, das erneute Klarinettensolo ist auch kraftvoller, und später gibt es einen Solo-Part des Schlagzeugers Jānis Jaunalksnis. Ein kleines Bläserarrangement umrahmt "The Night Is Darkening Around Me" und füllt ihn aus.

Das Streichquartett kommt zunächst auf "Antelmo to His Daughter" zum Zug und noch einmal bei "Silent Is the House", diese beiden Songs strahlen eine völlig andere Stimmung aus und stehen damit als Besonderheiten innerhalb der sieben Songs. Doch auch "Town on the Way Through God’s Woods" ist anders, hier erklingen die Stimmen von sieben weiteren Damen, und dazu zupft Ángela Medina die Bratsche, später wird das Instrument noch gestrichen, ebenfalls sehr ungewöhnlich, dieser Song, mit diesem verschachtelten Stimmenarrangement! Gesamtheitlich betrachtet, ist es Luciana Morelli gelungen, einen Reigen ganz besonderer Kompositionen zu schaffen, unter Zuhilfenahme der oben genannten Textlieferantinnen.

Wolfgang Giese