Reviews

Winther / Andersson / Watts

WAW!

Info Musikrichtung: Post Bop VÖ: 07.06.2024 (Hobby Horse ) Gesamtspielzeit: 41:01 Internet: https://www.richardandersson.dk/ https://jazzfuel.com/ https://www.facebook.com/richardanderssonmusic/

Carl Winther und Richard Andersson aus Dänemark und Jeff “Tain” Watts aus den USA, mit WAW! stellen sie ihr gemeinsames Album vor. Angesichts der Besetzung ist das für einige Jazzfans sicher eine Art "Supergroup", haben sich hier doch drei Individualisten gefunden, zunächst trafen sich bereits 2008 Andersson und Watts.

Diese Platte enthält fünf Songs, davon stammen vier vom Pianisten Winther und mit "My Old Flame" hat man sich eines Balladen-Traditionals aus dem Jahre 1934 bedient, komponiert von Arthur Johnston. Doch zunächst wird man rasch mitgerissen vom energiegeladenen Drive des Post Bops von "Planet B"! Alle drei Musiker scheinen vor Spielfreude zu explodieren, und alle Drei zeigen ihr Können als jeweilige Instrumentalisten, keiner ist hierbei hervorzuheben, es bereitet ebenso Hörfreude, diesem emotionalen Einsatz beizuwohnen. "Nur" ein Trio, doch mit der Kraft eines größeren Ensembles...

Dabei besticht die Intensität des Pianospiels, wobei Winther vom treibenden Spiel des Bassisten und von der dynamischen Spielweise des Drummers ständig angeheizt zu werden scheint, auch das strikt swingende "Manhattan" zeugt davon mit hoher Brillanz und Qualität. Da wird man förmlich heruntergeholt und heruntergefahren, wenn "Old Flame" erscheint. Diese emotionale Intensität prickelt förmlich in den Fingerspitzen und hier spürt man dann auch stark diese Verbindung zwischen der US-amerikanischen und der europäischen Jazz-Tradition.

"Deconstructing Mr. X" zeigt sich dann ein wenig offener und läßt auch Elemente von Fusion zu, mitunter mit leicht rockenden Passagen, welcher "Mr. X" hier wohl "zerlegt" wird? Zum Schluß klingt es dann sehr "europäisch" mit einem Requiem, mit dezent klassisch angehauchten Zügen, ist das dem Drummer Watts gewidmet? ("Requiem for JW") So dachte ich erst, doch bereits 2017 nahm der Pianist zusammen mit Jerry Bergonzi diesen Titel auf, die damalige Platte war dem Vater, dem dänischen Trompeter Jens Winther (JW) gewidmet. Und nun noch einmal diese wunderschöne Stimmung einer weiteren Widmung als Abschluss, mit perlenden Pianoläufen und einer ständig arbeitenden Rhythm Section!

Wolfgang Giese