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Le Roux, G. u. a. (Taylor, J. – Christie, W.)

Conversation – Suiten für zwei Cembali

Info Musikrichtung: Barock / Cembalo VÖ: 28.06.2024 (Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD /2023 / HAF 8905337) Gesamtspielzeit: 68:47

1977 erschien eine Platte mit Musik des französischen Cembalomeisters Gaspard Le Roux aus dem Jahr 1705, die der damals 33jährige William Christie mit Arthur Haas in einer Version für zwei Cembali eingespielt hat. Es ist dies eine der frühesten Aufnahmen, die Christie für Harmonia Mundi gemacht hat, zwei Jahre, bevor er sein Ensemble „Les Arts Florissants“ gründete.

Jetzt, 2024, gibt es ein neues Album mit einer Auswahl von Le Roux‘ Suiten. Der inzwischen 80jährige Christie spielt jetzt zusammen mit dem jungen Cembalisten Justin Taylor, der wie Christie aus den USA stammt. Man könnte sagen, dass sich hier ein Kreis schließt. Angesichts der funkelnden und vitalen Interpretationen scheint es allerdings angemessener von einer Spiralbewegung zu sprechen. Das Bekannte kehrt in neuer, verwandelter Gestalt wieder; die Bewegung führt nicht an den Anfangspunkt zurück, sondern erschließt sich auf einer anderen Ebene neue Möglichkeiten.

Die tastende Ruhe der älteren Interpretation hat sich zu einer virtuosen Sensibilität gewandelt. Geblieben sind die musikalische Perfektion und die Schönheit der Musik: Christie und Taylor spielen wie ein einziger Musiker mit vier Armen auf zwei Instrumenten, die wie ein Super-Cembalo klingen. Elegante Pracht und eine großzügige Melancholie ergeben eine betörende Mischung.

Le Roux Musik folgt im Großen und Ganzen der klassischen französischen Suitenform und erweist sich als ein Missing Link zwischen den Generationen um D’Anglebert und dem großen Couperin und frühen Rameau. Die glitzernde Oberfläche der Ornamente betört das Ohr bereits in der Solo-Version. Die diffizile Cembalistik, die erforderlich ist, um Stücke, die für einen Spielenden notiert sind, in schlüssige und wohlbalancierte konzertante Duo-Versionen zu verwandeln, stellt eine besondere Herausforderung dar.
Le Roux selbst gibt Beispiele und Anweisungen, wie dies zu bewerkstelligen ist und in den beiden Interviews im Booklet stellen Christie und Taylor detailliert dar, wie sie eine praktische Lösung für seine bemerkenswerte und eigenständige Musik gefunden haben: Die Oberstimme, die Taylor anvertraut ist, bleibt unverändert, die übrigen Stimmen werden aufgeteilt und von den Spielern sehr geschmackvoll harmonisch angereichert und mit Verzierungen ergänzt. Auch drei halbimprovisierte nichtmensurierte Präludien haben die beiden aufgenommen, die völlig natürlich und organisch klingen – als müsse es genau so sein.

Die fünf Suiten, die die beiden aus der Sammlung LeRoux‘ ausgewählt haben, ergänzen sie mit Duo-Transkriptionen von bekannten „Hits“: die rauschende Passacaille aus Lullys „Armide“, der türkische Marsch aus dessen Bühnenmusik zu „Le Bourgeois gentilhomme“ sowie „Les Voix humaines“ von Marin Marais und „La Menetou“ von F. Couperin.

Auch aufnahmetechnisch ist die Produktion vollkommen gelungen: Voll ausgesteuert, aber nicht aufdringlich, liefert sie seinen kostbaren Samtbrokat-Klang, für den wieder einmal Hugues Deschaux verantwortlich zeichnet. Vor allem in den vollgriffigen Partien klingen die verwendeten Instrumente, ein Original und ein Nachbau, sehr präsent, klar und zugleich tief und farbsatt.

Georg Henkel