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Violette Sounds

Infinity

Info Musikrichtung: Rock-Fusion VÖ: 26.04.2024 (Lucky Bob Records) Gesamtspielzeit: 59:31 Internet: https://violettesounds.net/ http://www.luckybob.de/ https://www.brooke-lynn-promotion.de/

Die Band Violette Sounds ist ein Projekt des Schlagzeugers Karl Henneberg, mit einem Sound zwischen Rock und Jazz Rock. 2013 erschien das Debüt-Album "Feelin' Inside". Die Besetzungen der Band wechselte, bis sich etwa 2015 eine Stammformation bildete. Auf der aktuellen Veröffentlichung Infinity sind von dieser noch drei Musiker übrig. Der Posten des Bassisten ist zwischenzeitlich anders besetzt und zudem war 2022 ein entscheidender Schritt die Verpflichtung des aus Tibet stammenden stimmgewaltigen Sängers Loten Namling, der seit 1989 in der Schweiz lebt. Grundsätzlich spielt er auch einige traditionelle Folk-Instrumente, doch hier singt er nur.

Dennoch bringt er reichliche Elemente aus seiner Heimat in den Gesamtsound ein, World Music und Gesang mit tibetanischem Hintergrund. Gleichzeitig war er bereits im Genre des Metal unterwegs, so dass mittlerweile viele unterschiedliche Einflüsse das Gesicht der Band Violette Sounds prägen. Im Kern bleibt es Rockmusik der progressiven Art, dazu gibt es weiterhin Spuren von Jazz Rock, und mit Namling's spirituellem Hintergrund gibt es dann einige Elemente der Weltmusik. Das wird auch noch dadurch unterstrichen, dass Namling einige Songs oder Teile davon offensichtlich in seiner Heimatsprache singt. Und das klingt dann auch aus meiner Sicht überzeugender, denn mitunter wirkt die englische Aussprache nicht immer einwandfrei.

Mit "Panchen Lama" startet die Platte recht eindrucksvoll, über satt rockendem Sound plus eingestreute Orgelsounds besingt Namling im Wechsel zwischen tibetanischen Gesängen und englischer Sprache das Schicksal von Gedhun Choekyi Nyima, genannt Panchen Lama. Hierüber kann man dann im Booklet Einiges nachlesen, wenn hierzu Interesse besteht. Schön wird es, wenn bei "Who Are You" die Violine einsetzt, und später entwickelt sich der Song zu einem schwer schleppenden Prog Rock mit dem einfühlsamen Gitarrenspiel von Henri Thönnissen.

Und so bleibt es angenehm abwechslungsreich mit diesem stark individuellem Sound, mitunter wähnt man sich auch in alten Zeiten des Kraut-Rocks, dann sind es wieder breitflächige Keyboard-Passagen, die zum Innehalten aufrufen, unterstützt vom singenden Sound der Gitarre.

Dazwischen kann man immer wieder das Booklet zur Hand nehmen, und Einiges erfahren über Tibet und dessen Geschichte, über Buddhismus und die von Namling vertretene Protestbewegung zur Befreiung der Heimat.

"The Land Behind Your Mind" wird mit diesen Worten eingeleitet: "In this mystic times there is a land behind your mind". Für diesen Song hat man einige Gäste eingeladen, siehe Line-up. Und genau das gestaltet diesen Song als den für mich interessantesten der Platte, gerade der Einsatz von Flöte und Tabla tragen ihn leicht und locker davon, herrlich, wie dieses leicht jazzige Element integriert wurde, später wird es dann lebhafter und rockiger und es gleitet auch mühelos in den Fusion-Bereich hinüber. Schade nur, dass nach gut sechs Minuten ausgeblendet wurde.

Die Trackliste führt neun Songs auf. Doch das ist nicht korrekt, denn nach "Infinity Reprise" warten noch vier weitere, nicht angegebene Songs auf uns, die sofort nach Track 9 folgen. Im Grunde genommen wirken die vier Titel wie spontan entwickelte Einfälle, die viel Improvisation enthalten und dadurch sehr ungezwungen eine Art Atmosphäre von Jam-Sessions darbieten, die Strukturen entstehen aus dem Augenblick und Ideen scheinen plötzlich aufzutauchen und werden sofort umgesetzt, bei elften Track wird es sogar sehr frei.

Wolfgang Giese