Reviews
Wall Street Voodoo
Info
Musikrichtung:
Prog
VÖ: 11.11.2005 (InsideOut / SPV) Gesamtspielzeit: 115:09 |
Roine Stolts Hausband, die Flower Kings, sind die Romantiker im Prog-Olymp. Poppig und harmonisch werden kleine Paradiese erträumt und kleine Fluchten aus dem Alltag ermöglicht. Roine Stolt solo ist da ein ganz anderes Kaliber.
Wall Street Voodoo ist ein demaskierendes Konzeptalbum, dass sich im Kern kritisch mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und einer materialistisch eingestellten Gesellschafts beschäftigt, die die Welt gemeinsam im Würgegriff halten. Der Wall Street Voodoo, das ist der falsche Zauber des Kapitalisums.
Stolt beklagt die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen arm und reich, den moralischen Untergang Amerikas, Vergnügungs- und Geldsucht, die Instrumentalisierung fundamentaler menschlicher Bedürfnisse bis hin zum Sex, die Abwendung von Gott und den gleichzeitigen Missbrauch Gottes als Legitimation des menschlichen Handelns.
Wall Street Voodoo kennt kein Happy End, aber Hoffnung. Denn die Rebellion des Menschen und der Liebe gegen das unmenschliche System kann nie ganz zum Schweigen gebracht werden. Da ist er sich sicher.
Natürlich passt zu diesem Textkonzept das blumige musikalische Konzept der Flower Kings nur bedingt. So bedient sich Roine Stolt auf seinem Solo-Album eines progverzierten Bluesrocks, der sich stark an (Hard)Rock-Bands der 70er orientiert und die E-Gitarre ins Zentrum stellt. Jazz und Jam kommen als Einsprengsel zu Wort. Beatles-Harmonien werden genutzt (”Everyone wants to rule the World”). Und die Hammond darf uns auch mal den Jon Lord machen (Neal Morse auf “Head above Water“).
Das Konzept kennt sanft träumende, wütend aggressive und düster bluesige Höhepunkte. Daneben gibt es auch die für Konzeptalben typischen musikalischen Hängepartien, in denen Stolt die Story erzählend vorantreibt ohne musikalische Glanzpunkte zu setzen. Wer den Text an diesen Stellen ignoriert, wird sie wohl als Längen erleben.
Wall Street Voodoo ist in jeder Hinsicht unmodern. Musikalisch und vom materialismuskritischen Ansatz her befindet er sich deutlich in den 70ern. Aber beide Aspekte erleben derzeit ja durchaus Renaissancen. Es gibt eben - sowohl bei Stolt, wie im richtigen Leben - Grund zur Hoffnung.
Trackliste
1 The Observer (11:05)
2 Head above Water (5:25)
3 Dirt (8:15)
4 Everyone wants to rule the World (4:05)
5 Spirit of the Rebel (6:10)
6 Unforgiven (3:00)
7 Dog with a Million Bones (8:10)
8 Sex kills (7:20)
9 Outcast (7:50)
CD 2
1 The Unwanted (9:00)
2 Remember (6:55)
3 It's all about Money (8:05)
4 Everybody is trying to sell you something (6:55)
5 Hotrod (The atomic Wrestler) (9:10)
6 Mercy (2:40)
7 People that have the Power to shape the Future (11:05)
Besetzung
Marcus Liliequist (Dr, Perc <14>)
Victor Woof (B, Voc <17>, Back Voc <7,8,9>)
Slim Pothead (Keys)
Neal Morse (Lead Voc <2,4,12>, Back Voc <1,2,4,12,13>, Hammond B 3 solo<2>)
Gonzo Geffen (Keys <8,13,14>, Perc <2,8,12>)
Hasse Bruniusson (Perc <4,15>, Marimba <7>)
The Oil Dollar Horns (Trombone & French Horn <13>)
Grandmother Strings (Violin & Viola <13>)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |