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Violinkonzerte Nr. 2 und 3, Symphonie Nr. 29
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 01.10.2005 Zig-Zag Territoires / Note 1 (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. ZZT 051001) Gesamtspielzeit: 68:38 Internet: Zig-Zag Territoires Anima Eterna |
TEAMARBEIT
Nicht nur, aber auch in Sachen Mozart sind die Violinisten Midori Seiler und der Dirigent Jos van Immerseel ein eingespieltes Team. Kein Wunder also, dass ihre Interpretation von Mozarts Violinkonzerten zu einer der brillantesten auf dem Plattenmarkt überhaupt geworden ist. Seilers schlanker Ton, ihr quecksilbriges Spiel wird ideal ergänzt durch den Esprit und Humor, mit dem Immerseel das Orchester agieren lässt. Gerade das G-Dur-Konzert mit seinem Wechsel zwischen volkstümlicher Derbheit und hintersinnigem Ernst macht dies deutlich.
Doch zunächst zurück zum Anfang: Das Violinkonzert in D-Dur lässt Immerseel mit einem zurückhaltenden, vorhanggleichen Orchesterdreiklang beginnen, der die musikalische Bühne freigibt für einen dann sogleich quirlig begonnenen Eingangssatz, in dem Midori Seiler bereits ihr ganzes vituoses Können und Temperament zeigt. Wie ein roter Faden durchzieht sodann vor allem das bruchlose Zusammenspiel von Solistin und Orchester die gesamte CD, wobei man sich mit leichter Hand die Bälle zuspielt. Als sanglich ruhiger Kontrapunkt zwischen den flott angegangenen Ecksätzen fungiert das bewusst galant vorgetragene Andante.
Bei der folgenden Symphonie A-Dur gehen van Immerseel dann leider eingangs die Pferde duch. Mit atemlosen Tempo jagt er überhastet durch das Allegro, das nach dem Willen des Komponisten eigentlich "moderato" sein sollte, hier aber zum Presto verkommt. Die Symphonie ist jedoch kein Werk des Sturm und Drang, sondern lebt von ihrem gefälligen Stil, in dem sich die melodische Süsse italienischer Manier mit der typischen Pfiffigkeit Mozarts mischt. Von beidem bleibt hier nicht viel übrig und auch im Andante sucht man Immerseels sonst so sicherer interpretatorische Handschrift vergebens. Erst im Menuett und Schlußsatz gelangt er zu überzeugenderen Lösungen.
Eigenartig, dass gerade diese scheinbar so harmloses Symphonie vielen Interpreten, zumal denen aus der Schule der historischen Aufführungspraxis immer wieder zum Problem wird. Vielleicht ist man bemüht, ihr einfach zuviel abzuringen.
Nun, das abschließende Violinkonzert Nr. 3 macht, wie bereits erwähnt, all dies ganz schnell vergessen. Charmant wirkt hier alles, überzeugend bis in die kleinste solistische und orchestrale Wendung hinein. Eine Klasse für sich ist das Adagio, in dem Midori Seiler den Violinton derart abrundet, dass durch diese Sanglichkeit die Nähe zur Opernarie frappierend klar hervorsticht. Mit kleinsten Nuancen, einem leichten Vibrato, einem winzigen Rubato, einer dynamischen Abstufung wird hier liebevoll jedes Detail herausgearbeitet. Ein tänzerisch vorgetragener dritter Satz mit kraftvollen, klar phrasierten Orchestereinsätzen beschliesst die klanglich makellose CD (bei der ZigZag rätselhafterweise wieder dazu übergegangen ist, den heiklen Kopierschutz einzubauen).
Sven Kerkhoff
Trackliste
1 Allegro moderato 08:51
2 Andante 08:12
3 Rondeau - Allegro 04:19
Symphonie Nr. 29 KV 201 A-Dur
4 Allegro moderato 06:27
5 Andante 07:51
6 Menuetto 02:57
7 Allegro con Spirito 06:14
Violinkonzert Nr. 3 KV 216 G-Dur
8 Allegro 09:21
9 Adagio 08:13
10 Rondeau - Allegro 06:13
Besetzung
Anima Eterna
Ltg. Jos van Immerseel
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |