Reviews
Sinfonia da Requiem – Spring Symphony – The Young Persons Guide tot he Orchestra
Info
Musikrichtung:
LSO live / Note 1 / SACD hybrid / DDD live / 2018-2021 / LSO0830
VÖ: 03.05.2024 (Moderne / Orchester) Gesamtspielzeit: 79:31 |
HEIMSPIEL MIT BRITTEN
Dieses Repertoire haben Sir Simon Rattle und das LSO sozusagen „im Blut“: Zwei orchestrale Hauptwerke Benjamin Brittens, die frühe „Sinfonia da Requiem“ und „The Young Persons Guide to the Orchestra“, umrahmen die die oratorienhafte „Spring Symphony“. Letztere setzt neben einem großen Orchester auch einen Erwachsenen- und Kinderchor ein, dazu kommen drei Solist:innen. Die Mühen, die Britten dieses Werk nach eigenem Bekunden bereitet hat, hört man ihm nicht an. Beziehungsweise: Eine gewisse Sprödigkeit und die attraktiven Herbheiten der Musik korrespondieren mit einem eher britischen Frühlingserwachen, das auch in den altenglischen Gedichten resoniert, die Britten dafür ausgewählt hat. Zwar gibt es hier durchaus pittoreske und humorvolle Momente, der Ton ist aber ansonsten durchaus ernst und streng und ist eher von einem Leben an der Küste (Brittens Herkunft) als von südenglische Gartenstimmungen bestimmt.
Die dynamisch weit gestaffelte Interpretation ist dicht und atmosphärisch, ebenso subtil und kraftvoll in den chorischen wie instrumentalen Leistungen. Zum überzeugenden Gesamteindruck tragen die sängerischen Leistungen Wesentliches bei, nicht nur in den sehr gut disponierten Kollektiven, sondern auch bei den Solisten, unter denen der differenziert gestaltende Tenor Allan Clayton noch einmal besonders herausragt.
Düstere Wucht entfaltet die Requiem-Sinfonie, deren kernig-dramatischer Ton fast schon filmmusikalisch wirkt – im Hintergrund stehen die Ereignisse des 1. und anrollenden 2. Weltkriegs. Das Thema ist vielleicht zu ernst, um es musikalisch mit – heutzutage – vergleichsweise konventionellen, wenn auch brillant gehandhabten Mitteln anzugehen. Es fällt schwer, sich dem packenden „Thrill“ beispielsweise des „Dies Irae“ zu entziehen. Aber das Stück löst weniger Betroffenheit aus, als vom Komponisten beabsichtigt. Dass es dem Pazifisten Britten damit aber sehr ernst war, glaubt man auch angesichts der passionierten Darbietung des LSO durchaus.
Beim „The Young Persons Guide“ stellen sich diese Fragen weniger. Dieser pädagogisch inspirierte Variationenzyklus ist von zeitlosem Charme und man hört die Freude, ja Enthusiasmus, mit dem die Interpreten hier zu Werke gehen.
Ein generös gefülltes Album, das sich als Einstieg in Brittens Orchesterschaffen durchaus empfiehlt.
Georg Henkel
Trackliste
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |