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Reviews

Head With Wings

Without Intervention


Info

Musikrichtung: Progressive Rock

VÖ: 20.10.2023

(Eigenproduktion)

Gesamtspielzeit: 35:35

Internet:

http://www.headwithwings.bandcamp.com

„Kribbeln“ ist das erste Wort auf meinem Zettel. Weil es das Erste ist, was passiert. In Sekunde Eins. Man spürt: Head With Wings haben das gewisse Etwas. Die Musik der Band aus New Haven/Connecticut besitzt eine gewaltige Sogwirkung, die einen unversehens in den Kern ihrer Welt hineinzieht. Es ist etwas schwer bis nicht zu Definierendes, das einen packt, ohne das man genau sagen könnte warum. Da das sofort passiert, bekommt der Sound etwas Geheimnisvolles, Mysteriöses – fast Magisches! Doch obwohl es einem auffällt, ist es einem in dem Moment völlig egal! Man freut sich einfach über das angenehme Wohlgefühl, das sanft wie ein Windhauch über Haut und Seele streicht. Das ist ein anderes Kribbeln, aber nicht weniger aufregend und mindestens genauso intensiv. Schnell wird aber auch klar: Without Intervention ist ein forderndes Erlebnis. Hat man sich erst einmal darauf eingelassen, reißt das nicht einmal 36 Minuten lange Album die Aufmerksamkeit des Hörers in einer fast ruppigen Weise an sich und herrscht ihn an: „Keine Widerrede! Du hast eh keine Wahl!“ Durchaus verstörend (Wer wird schon gerne angeblafft?!), aber da sind nun mal diese Formen des Kribbelns...

Großen, sogar entscheidenden Anteil an HWWs betörender Aura – die sogar in den Videos auf YouTube rüberkommt, vom britischen Prog-Magazin sehr passend „melancholic majesty“ genannt – hat Sänger Joshua Corum. Für ihn ist das, was Head With Wings machen, „eine Fortführung des 90er Alternative Rock-Sounds.“ Die meisten Kritiker sortieren die Musik unter „Progressive“ ein, womit die Band nach eigenem Bekunden sehr gut leben kann. Mir gefällt der Begriff „Artrock“ sehr gut, denn Kunst ist es in der Tat! Ist aber auch egal, wie man den Sound nennt, Corums Charisma berührt jeden, ganz gleich, was für Töne drumherum schwirren!

Und so fesselt gleich der Einstieg „The Dream Broker“ mit leichtfüßigen Wendungen, die das gerade einmal vier Minuten lange Stück in mehrere Phasen unterteilen, die völlig verschieden, sogar gegensätzlich und trotzdem schlüssig sind. Keine Ahnung, wie die Jungs das so hinkriegen! Sollte da Tastenzauberer Vikram Shankar (Redemption, Silent Skies) seine magischen Finger im Spiel haben?
„Task Of Breathing“ verzaubert durch Corums zu Herzen gehenden Gesang, in dem immer auch Melancholie, bisweilen Traurigkeit mitschwingt, und eine kristallklare Gitarre. Das einminütige „Remnant“ dient quasi als Einleitung für das rhythmisch federnde „Galaxy“, das von abrupt wechselnden Stimmungen durchzogen wird. Wie auf den vorherigen Alben, die teils sogar noch tiefer gehen als dieses neue (!!!), ist der Drumsound ein Gedicht!

Diese Musik voller Seele und Gefühl ist schwer zu greifen und nicht angemessen in Worte zu fassen. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen, weil mir zu „Comfort In Illusion“ und „Absolute Zero“ absolut zero einfällt! Was ist das??? Warum darf gerade ich so etwas entdecken und genießen??
Von meinen Kollegen werden als Vergleich Namen wie Porcupine Tree und Pain Of Salvation als ungefähre Orientierung genannt. Mir würden noch Enchant einfallen, aber letztlich klingen Head With Wings einfach wie Head With Wings! Das hilft euch nicht weiter? Dann hört es euch an! Währenddessen könnt ihr ja die Selbstbeschreibung auf der Bandcamp-Seite lesen: „Head With Wings are storytellers of sound. Textured, ethereal and blissfully haunting, the U.S.-based quintet creates boundary-pushing rock songs that straddle the aesthetic line between art music and narrative drama.“

18 Punkte für ein Gänsehaut-Musikerlebnis und eine bereichernde Erfahrung! Without Intervention klingt auch lyrisch wie ein in Töne übertragener Traum!



Michael Schübeler

Trackliste

1The Dream Broker4:06
2Task Of Breathing4:17
3Remnant1:01
4Galaxy4:53
5Comfort In Illusion8:38
626 Bell Chimes1:09
7Three Months5:32
8Absolute Zero5:59

Besetzung

Joshua Corum (Vocals)
Brandon Cousino (Guitars)
Mike Short (Drums)

Gäste:
Connor Oyster (Bass)
Vikram Shankar (Keyboards & Additional Orchestrations)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger