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Don Quichotte chez la Duchesse
Info
Musikrichtung:
Barock / Oper
VÖ: 08.03.2024 (Atma / Note 1 / CD / DDD /2022 / ACD2 2860) Gesamtspielzeit: 50:00 |
Gäbe es nicht schon die famose Ersteinspielung von Joseph Bodin de Boismortiers kleiner komischer Oper „Don Quichotte chez la Duchesse“, die das „Concert Spirituel“ 1996 beim Label Naxos herausgebracht hat, dann würde man diese Neuproduktion des kanadischen „Ensembles Caprice“ uneingeschränkt willkommen heißen.
Die etwas wirre Geschichte um den Ritter von der traurigen Gestalt, der von einer eifersüchtigen Herzogin und einem grantigen Magier durch allerlei Zauberei und Aberwitz gejagt wird, hat den seinerzeit überaus erfolgreichen und immens produktiven Komponist unüberhörbar inspiriert. Boismortier hat das Libretto mit einer ebenso bunten wie geistreichen, dabei stets eingängigen musikalischen Mischung quer durch alle Genres der französischen Barockoper ausstaffiert: kurz, knackig und frisch.
Doch so interessant es unter philologischen Aspekten sein mag, in diesem Fall die noch etwas straffere Manuskriptfassung des 1743 uraufgeführten Werks kennenzulernen: Die spätere, durch diverse Aufführungen gereifte Druckversion ist doch die reichere. Und sie hat in der genannten Ersteinspielung einfach die besseren Anwälte: Das unter Hervé Niquets beflügelndem Dirigat immer wieder eskalierende Tempo verleiht der Musik einen unwiderstehlichen Drive. Und Dank der ebenso launig wie hingebungsvoll singenden und musizierenden Truppe zündet der Humor in jedem Takt.
Die Neueinspielung unter der Leitung von Matthias Maute hat ohne Zweifel ihre Qualitäten, ist schön musiziert und vielleicht sogar näher am ursprünglichen Klangbild. Abgesehen davon, dass dieses als Folge der deutlich kleineren Besetzung filigraner ist, fällt vor allem das insgesamt zurückhaltendere Tempo auf. Die neue Aufnahme neigt sich nicht so nach vorne, verweilt gerne bei den einzelnen Nummern und setzt diese deutlicher voneinander ab, während Niquet alles unter einem großen Bogen musizieren lässt und auch mit attraktiven Schlagzeugakzenten garniert. Die Phrasierung wirkt beim "Ensemble Caprice" gemessener, gewissermaßen rokokohafter. Sängerisch hat die Neueinspielung durchaus ihre Meriten, selbst wenn Arthur Tanguay Labrosse in der Titelrolle weniger höhensicher klingt als sein Vorgänger Stephan van Dyck.
Also: Eine Interpretation, die das unterhaltsame und eingängige Werk noch mal in neuem Licht erscheinen lässt und mit eigenen komischen Akzenten zu Gehör bringt, aber nicht den mitunter anarchischen Überschwang der Ersteinspielung erreicht.
Georg Henkel
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |