Reviews

Clemens Gottwald

Prisma

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 26.01.2024 (Challenge) Gesamtspielzeit: 47:46 Internet: https://www.clemensgottwaldmusic.com/ https://www.jazzthing.de/ https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/

Mit der Reihe "Jazz thing Next Generation" konnte erst kürzlich die einhundertste Ausgabe gefeiert werden, und nun wird nachgelegt mit "Vol. 101"!

Den Reigen der vielleicht nächsten einhundert Veröffentlichungen eröffnet der aus Baden-Württemberg stammende und in Köln lebende Posaunist Clemens Gottwald mit seiner Platte Prisma. Der Musiker soll sich wohl nicht nur mit Jazz, sondern auch mit Popmusik und klassischer Musik beschäftigen. Hinsichtlich des Spiels mit der Posaune ist zu lesen, dass er die Nähe zur menschlichen Stimme lieben würde. Und genau dass stellt er mit dem zweiten Song des Albums, "Orange Sky", eindrucksvoll unter Beweis. Und ganz klar ist, welcher andere deutsche Posaunist hier sofort ins Gedächtnis springen wird - Albert Mangelsdorff natürlich, an den erinnert dieser Sound sehr stark. Doch wenn man sich näher mit der Spielweise des Protagonisten beschäftigen würde, kämen sicher noch weitere Einflüsse zum Tragen.

Die Platte enthält sieben Eigenkompositionen, "Live Is Shorter Than You Think" in zwei Versionen und diese werden grundsätzlich im Quartett-Format vorgetragen, nur auf vier Songs gastiert die Gitarristin Christina Zurhausen. Gottwald hatte sie aus diesem Grunde ausgewählt, weil er keine typische Jazz-Gitarre für die Songs wollte. Und so bringt die Gitarristin rockige Klänge ein, soll sie doch auch aus dem Bereich des Grunge kommen. Nun, typischen Grunge-Sound verbreitet sie nun nicht, doch wirkt ihr Sound doch in der Tat auch nicht typisch am Jazz orientiert, allerdings bringt sie durch ihr Spiel doch Abwechslung in die vier Songs mit ihrer Beteiligung, indem in den entsprechenden Passagen durchaus ein Gegenpol zu vernehmen ist.

Dieser Jazz ist sehr modern orientiert, aber grundsätzlich typisch angelegt, klare Themen, viel Improvisation, mit traditionellen Anteilen ebenso wie den Blick auf Fusion gerichtet. Die Musiker spielen auf einem hohen Niveau und mit deutlich vernehmbarer Hingabe, ganz leicht und locker. Alle Songs haben einen Hintergrund, den der Protagonist im Booklet auch entsprechend erläutert. Hier spielen dann auch ganz persönliche Gefühle und Eindrücke wichtige Rollen.

Wolfgang Giese