Reviews
Otherness
Info
Musikrichtung:
Pop Rock
VÖ: 01.03.2024 (Archtop Records) Gesamtspielzeit: 51:57 Internet: https://www.ferrisandsylvester.com/ https://store.archtoprecords.com/ https://networking-media.de/ |
Ferris & Sylvester ist ein musikalisches Duo aus London. 2022 gab es ein Debüt-Album und nun hat man nachgelegt mit dem Nachfolger Otherness. Der Musiker Archie Sylvester war einst im Blues unterwegs mit einem Blues Rock-Trio, als er 2016 mit der Songwriterin Issy Ferris zusammentraf. Fortan war der Blues passé und ein eigener Stil war im Begriff, sich zu formieren.
Und dieser Stil hat sich offensichtlich nun etabliert. So klingt die Gitarre auf dem Opener des Albums, "Dark Side", durchaus noch bluesig, und der dann einsetzende Rockmodus nimmt diese Stimmung auf, ohne dass sich jedoch eine Art stilistischer Eigenart zeigt. Denn solche Musik gab es über die Jahrzehnte durchaus öfter, eine Art britischer Prägung scheint mir auch unüberhörbar. Gesanglich kann mich das auch nicht überzeugen, denn für diesen recht harten Sound klingt mir die hohe Stimme von Issy Ferris nicht unbedingt geeignet.
Ein wenig gelöster klingt es mit "Imposter", obwohl sich Anteile des Blues Rocks weiter durch den Song ziehen. Sicher ist es gelungen, einen recht unterhaltenden Song zu kreieren, doch schwingen hier sehr viele Anteile vergangener Tage mit, die sich irgendwie eingebrannt zu haben scheinen. Mir bringt das keine neue Erkenntnisse, was letztlich ja auch nicht schlimm ist, doch fehlt mir dann in dieser Hinsicht die eigene Note, sich solcher Musikrichtung zu stellen und etwas mit persönlicher Note geschaffen zu haben.
Das soll sich dann jedoch im Verlauf der Platte ändern. Denn bereits "Don't Fall In Love With Me" zeigt sich dann anders. Zwar wird hier auch eindeutig in der Geschichte der Musik gegraben, und ich entdecke Passagen, die mich an The Beatles erinnern, verspüre noch einen kleinen Hauch Blues und hier und da ein Quäntchen Folk. Folk, der sich dann im Song "Mother" nach vorn drängt. Es scheint sich in der Tat zu steigern. Das ist das erste Stück, das mir wirklich sehr gut gefällt und etwas bietet, das Emotionen auslösen kann. Darüber hinaus passt nun auch die Stimme von Issy Ferris besser in den Sound, ein wenig von Stevie Nicks vernehme ich ein wenig. Gut passt hier das String Arrangement, dass die angenehme Melodie geschickt und emotional umspielt. Und wenn sich dann hieraus die verzerrt gequetschte Gitarre von Archie Sylvester herausschält, dann ist hier etwas entstanden, dass sehr interessant verschiedene Einflüsse in sich vereint, Pop, Rock, Psychedelic, Blues und Folk. Später gibt es noch Songs, die sich einige Spuren von Blue Eyed Soul einverleibt haben.
Ähnlich geht es weiter mit "End Of The World" und hier fällt mir auf, dass sich der Sound nicht unbedingt sehr modern gebärdet. Eine Erklärung hierfür könnte sein, ich las etwas darüber, dass das Album wohl auch mit einer alten Bandmaschine aus den sechziger Jahren analog eingespielt worden sein soll. Der Song "Rain" ist in zwei Teilen zu hören, zunächst die Einleitung, fokussiert auf den Gesang von Issy Ferris, und einigen bluesigen Licks von Archie Sylvester. Der "Hauptsong" präsentiert Backgroundgesang von Lady Nade, Jack Francis und offenbart sich mit einem guten Groove.
Ein wenig mit Popmusik kokettiert der Song "Paper Plane", ein verhalltes Piano, hier gespielt von der Sängerin, kennzeichnet den Sound von "Muzzle", dieser Song hätte auch durchaus ein Produkt der Sechziger sein können, ein wenig skurril und später fast in Heavy Metal-Gefilde abdriftend, ich mag ihn nicht und er ist für mich überflüssig. Die individuelle Stimme, hier wirkt sie fast ein wenig kindlich, leitet dann über zu "Headache", einem leicht verspielten Song, bevor es dann noch zur Vorstellung eines funkigen Grooves kommt mit "The Performer", und gar einige jazzige Sprenksel eingefügt wurden.
Mit "Love Is Real" endet das Album ganz ruhig und balladesk und ruhig und beschwingt und hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Zwiespältig, weil man sich offensichtlich noch nicht ganz und vollumfänglich dazu hat durchringen können, einen individuellen Stil durchgängig zu gestalten. Nun, innerhalb der Masse moderner Pop- und Rockmusik stellt diese Platte allerdings durchaus einen Lichtblick dar, weil sich die Musik angenehm aus dieser Masse in positivem Sinne abhebt. Viele Ansätze bieten die Möglichkeit dazu, sich noch individueller zu etablieren. Dazu noch die auf dem Innencover abgedruckte Erklärung zum Albumtitel:
Otherness - "being or feeling different in appearance or character from what is familiar, expected, or generally accepted."
Trackliste
2 Imposter
3 Don't Fall In Love With Me
4 Mother
5 End Of The World
6 Out Of It
7 Rain (Intro)
8 Rain
9 Paper Plane
10 What's It Gonna Take
11 Muzzle
12 Headache
13 The Performer
14 Love Is Real
Besetzung
Archie Sylvester (guitars, bass guitar, vocals, clavinet, bass VI)
Michael Rendall (Hammond organ, Rhodes, Wurlitzer piano, piano, bass guitar)
Ross Gordon (drums, percussion)
Alex Wadstein (drums, percussion)
Lady Nade, Jack Francis (backing vocals)
Halo Strings (string performance)
Lydia Alonso (string arrangement)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |