Reviews
The X-Factor
Info
Musikrichtung:
Heavy Metal
VÖ: 02.10.1995 (EMI) Gesamtspielzeit: 70:54 |
The X-Factor ist das erste der beiden Alben, die Iron Maiden in der zweiten Hälfte der 90er statt mit dem zwischenzeitlich ausgestiegenen Bruce Dickinson mit Blaze Bayley am Mikrofon eingespielt haben.
Wie die überwältigende Mehrheit der härtere Musik hörenden Menschheit bin auch ich der Meinung, dass diese Alben nicht mit den Klassikern der 80er Jahre mithalten können. Anders als besagte Mehrheit führe ich das aber nicht in erster Linie auf den Gesang zurück.
Ich bin immer schon der Meinung gewesen, dass Maiden dem Anspruch eine progressive Band zu sein, nie so richtig gerecht geworden ist und der verstärkte Weg in diese Richtung der Band nicht gutgetan hat. Der Knick erfolgte für mich nach Seventh Son of a seventh Son. Von da an wirkt die Band überambitioniert, wird den neu gestellten Ansprüchen nicht gerecht – und verliert vor allem die Unmittelbarkeit, die die u.a. auch von einer Punk-Attitüde inspirierte NWoBHM ausgezeichnet hatte.
Nur einmal gelingt es The X-Factor wirklich an frühe Großtaten anzuknüpfen. „Man on the Edge“ packt von der ersten bis zu letzten Sekunde, eine treibender Galopp, der den Metal von seiner erwachsenen Seite zeigt. Klasse! Und hier zeigt Bayley auch, was er auf dem Kasten hat, wenn man ihm die entsprechende Bühne liefert. Lediglich „Judgement of Heaven kann hier noch ein Stück in seiner Gänze mithalten.
Bei den meisten anderen Stücken können die Gitarristen zeigen, was sie können, wenn sie nach Zweidrittel der Spielzeit losgelassen werden. Zuvor verhaspeln sich die inhaltlich oft (historisch) stark aufgeladenen Stücke. Von aufwendigen Kompositionen, die in ihrem Aufbau wenig überzeugend sind, begleitet gehen sie nur selten wirklich ins Ziel. Ruhige Passagen sind nicht so angelegt, dass Bayley sie mit entsprechender Atmosphäre versehen könnte.
Dass das Album dann auch noch mit dem längsten Stück eröffnet wird, das die entsprechenden Längen und Stärken (Soli) in geradezu beispielshafter Weise zeigt, ist nun nicht gerade von Vorteil. Den progressiven Anspruch löst der zu den drei kürzesten Stücken gehörende Fünfminüter „Look for the Truth“ noch am ehesten ein. Nach einem gelungenen sehr ruhigen Gitarrenintro entwickelt sich das mit Streichern garnierte Stück in einer gelungenen Dramatik.
Wirklichen Müll liefern Maiden natürlich nicht ab. Aber die Perlen muss man hier suchen und da sie überwiegend in längeren Stücken verborgen sind, kann man sie sich auch nicht einfach in eine Playlist kopieren.
Trackliste
1 | Sign of the Cross | 11:18 |
2 | Lord of the Flies | 5:04 |
3 | Man on the Edge | 4:14 |
4 | Fortunes of the War | 7:24 |
5 | Look for the Truth | 5:11 |
6 | The Aftermath | 6:20 |
7 | Judgement of Heaven | 5:13 |
8 | Blood on the World's Hands | 5:58 |
9 | The Edge of Darkness | 6:39 |
10 | 2 a.m. | 5:38 |
11 | The Unbeliever | 8:10 |
Besetzung
Janick Gers (Git)
Dave Murray (Git)
Steve Harris (B)
Nicko McBrain (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |