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Price, F. / Dvorak, A. (Ragazze Quartet)

Streichquartett Nr. 2; Streichquartett Nr. 12 "American"

Info Musikrichtung: Romantik / Moderne VÖ: 08.03.2024 (Channel Classics / Naxos / CD / 2022 / Artikelnr. CCS45724) Gesamtspielzeit: 60:49 Internet: Ragazze Quartet

Von der amerikanischen Komponistin Florence Price (1887-1953) begegnen einem mittlerweile hin und wieder Orchesterwerke in Konzertprogrammen oder auf CD. Doch vieles blieb zu ihren Lebzeiten unveröffentlicht und ist daher bis heute weitgehend unbekannt. So auch das Streichquartett Nr. 2 a-moll, entstanden im Jahre 1935. Der afroamerikanische Einschlag steht hier im Vordergrund, mischt sich mit spätromantischen Anklängen und Mitteln der Moderne bis hin zu Momenten einer geräuschaften Mechanik. Es ist verblüffend, wie Price dies gerade im weit ausgreifenden Kopfsatz bruchlos und mit großer Suggstivwirkung miteinander zu verbinden versteht. Dazu tragen auch eingewobene Ruhepole bei, in denen die musikalische Entwicklung auf einmal stillzustehen scheint und die Hörenden für Sekunden im Unklaren bleiben, was wohl folgen mag: Das Bruchstück einer anderen, folkloristischen Melodie? Ein expressiver Einwurf? Eine sangliche Linie? Ein virtuoser Violinzauber?
Die folgenden Sätze erreichen diesen Grad der Verdichtung aller Mittel zwar nicht in gleicher Weise, sind dafür aber leichter zugänglich und gerade das Andante Cantabile lädt zum Mitschwärmen ein.

Dieser so bewegenden wie beglückenden Neuentdeckung stellen die Musikerinnen des Ragazze Quartet das populäre "amerikanische" Streichquartett von Antonin Dvorak gegenüber, das aus einer ähnlich volkstümlichen Ideenwelt schöpft und damit wenn auch nicht als Vorbild, so doch als Schwesterwerk der Stücks von Florence Price gelten darf.

Die Interpretinnen präsentieren beide Quartette mit einem ideal ausdifferenzierten Zugriff, tauchen diese in eine warme, spätsommerlicher Klanganmutung und enthalten sich jeder zur Schau gestellten Virtuosität. Das hat auf bewegende Weise etwas sehr Persönliches und eine konzentrierte Hingabe an die Sache, wie man sie nicht alle Tage zu hören bekommt. Ein Glück, dass dies alles auch tontechnisch bestens ausgewogen abgebildet wurde.

Sven Kerkhoff