Reviews
Gotus
Info
Musikrichtung:
Hard Rock / Heavy Rock
VÖ: 19.01.2024 (Frontiers / Soulfood) Gesamtspielzeit: 50:29 Internet: http://www.gotusmusic.com |
Wenn es etwas gibt, worüber man bei dieser ursprünglich als Live-Projekt gegründeten Gruppe streiten kann, dann ist es die Originalität des gewählten Bandnamens. „Gotus“ setzt sich aus Gotthard und Krokus zusammen. Das macht zwar Sinn, weil Gründer Mandy Meyer in beiden Bands gespielt hat, ist andererseits jedoch alles andere als einfallsreich.
Bei der Musik kann es dagegen keine zwei Meinungen geben: Klassischer Rock in der nicht immer klar zu definierenden Schnittmenge aus Melodic, Hard und Heavy Rock, kanalisiert in Hammersongs, gekrönt von einer jederzeit zu spürenden, fast mit Händen zu greifenden Spielfreude muss einfach auf ganzer Linie begeistern! Die Musiker haben offensichtlich ihre ganze Kreativität und Leidenschaft in ihre Songs fließen lassen.
Dabei lässt Meyer selbst es sich nicht nehmen, die Party mit einer knalligen Bottleneck-Gitarre zu eröffnen. Damit macht er von der ersten Sekunde an klar, wohin hier der Hase hoppelt. Sein Solo, obwohl eher bodenständig als spektakulär, ist zum Zungeschnalzen und wird zudem von einer fetten Orgel eingeleitet, quasi angekündigt. Das passt alles super zusammen!
Das folgende „Beware Of The Fire“ weckt Erinnerungen an das Debüt von Gotthard und direkt den Wunsch, dieses phantastische Werk von 1992 endlich mal wieder aufzulegen. Das Teil ist Wahnsinn, auch heute noch!
Krokus kommen im Sound von Gotus der Namenswahl zum Trotz eher am Rande vor, dafür umso mehr Gotthard, dazu obendrauf noch eine gehörige Schippe Whitesnake. Eine Platte mit einem ähnlichen Flair ist übrigens Stranded, das zweite und leider bereits letzte Album der US-Band Tangier! Die Balladen haben zudem was von den Scorpions, sind dabei aber weit davon entfernt, ein Rip-Off zu sein. Im Gegenteil, gerade das mit seelenvollen Akustikklängen endende „Children Of The Night“ und „Love Will Find Its Way“ weisen eine besonders ausgeprägte eigene Note auf.
Neben Funken sprühenden Eigenkompositionen voller Saft und Kraft hat Mandy Meyer aus dem üppigen Fundus an Songs, an denen er beteiligt war – und die Gotus auch live spielen – zwei mehr oder weniger bekannte Stücke mit auf diese Top-Scheibe gepackt. Beide hält man, wenn man es nicht weiß, garantiert für Eigengewächse! Das intensive Breitwand-Epos „When The Rain Comes“ von Katmandu sorgt mit einer glühenden Orgel und Ronnie Romeros röhrendem Gesang für anhaltende Begeisterung!
Das zweite Cover, Gotthards „Reason To Live“, ist ein Melodic-Ohrwurm aus dem Lehrbuch. Genau deshalb rechnet man nicht damit, dass auf Gotus ein noch größerer Hit zu finden ist: „Without Your Love“ könnte von Gotthard sein, stammt aber tatsächlich aus eigener Feder! Das kleine Juwel setzt sich am hartnäckigsten im Ohr fest; perfekt vom ersten bis zum letzten Ton und so voller Leidenschaft, dass es in keinster Weise kalkuliert wirkt. Mandy Meyer und seine Gang sind Meister darin, instinktiv die richtige Note zum exakt richtigen Zeitpunkt zu spielen. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung kommt überdies dem Umstand zu, dass die Texte von der Wortwahl her für Romero sehr angenehm zu singen sind.
Man kann es auch folgendermaßen zusammenfassen: Extraklasse in allen Bereichen! Das konnte man bei der hochkarätigen Besetzung zwar erwarten, es dann wirklich zu hören, haut einen aber trotzdem um – einfach weil es ein Erlebnis ist!
Für Freunde kerniger, handgemachter Rockmusik, die mehr als einmal die ohnehin fließende Grenze zum Heavy Rock überschreitet – wie z.B. beim besonders rockigen „Undercover“ oder dem von einem geschmeidigen Refrain gezierten „Weekend Warriors“ - sind die knapp 50 Minuten voller positiver Vibes ein Fest. An Überraschungen mangelt es ebenfalls nicht, etwa wenn bei „What Comes Around Goes Around“ unvermittelt ein authentisches Southern Rock-Feeling aus den Boxen quillt. Ist da wirklich eine Maultrommel zu hören?!
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Take Me To The Mountain | 3:47 |
2 | Beware Of The Fire | 3:56 |
3 | Love Will Find Its Way | 5:48 |
4 | Undercover | 3:30 |
5 | Weekend Warriors | 3:33 |
6 | Children Of The Night | 5:15 |
7 | When The Rain Comes | 6:19 |
8 | Without Your Love | 4:29 |
9 | What Comes Around Goes Around | 4:47 |
10 | Reason To Live (Gotthard Homerun) | 4:33 |
11 | On The Dawn Of Tomorrow | 4:32 |
Besetzung
Mandy Meyer (Guitar)
Tony Castell (Bass)
Pat Aeby (Drums)
Alain Guy (Keyboards)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |