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Dolente partita - Madonne e Maddalena
Info
Musikrichtung:
Frühbarock
VÖ: 08.03.2024 (Coviello Classics / Note 1 / CD / 2023 / Artikelnr. COV92310) Gesamtspielzeit: 56:53 Internet: Pia Davila |
Nicht, dass es an Einspielungen dieses Repertoires mangeln würde. Aber Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdalena mit ihren unterschiedlichen Perspektiven zum Ausgangspunkt eines solchen Albums zu machen, ermöglicht zugleich, die frühbarocke Nähe zwischen spiritueller und sinnlicher Ekstase sowie die Permeabilität zwischen geistlicher und weltlicher Musik nachzuzeichnen, wurden doch Melodien - mit unterschiedlichen Texten versehen - nicht selten in beiden Welten gleichermaßen verwandt (Kontrafraktur).
Pia Davila spürt dem anhand von Stücken im stile recitativo nach, jener erzählenden, affektgeladenen Monodie, die Monteverdi berühmt gemacht hat, welche aber auch von anderen Zeitgenossen gepflegt wurde. Der damit beabsichtigte Effekt, die Hörenden in das Geschehen hineinzuziehen, indem die Veräußerlichung des Gefühls bei ihnen einen emotionalen Nachhall erzeugt, erfordert bis heute eine heikle Gratwanderung: Die simpel erscheinenden Gesangslinien müssen permanent aufgeladen und ausgeziert werden, sollen aber nicht theatralisch ausgestellt wirken, weil die Musik sonst schnell ins unglaubhaft Grelle, Groteske abgleitet.
Dessen eingedenk entscheidet Davila sich für eine vergleichsweise zurückhaltende Darstellung mit punktuell eingestreuten expressiven Momenten. Das sorgt für einen streckenweise schon fast zu freundlichen Wohklang, in welchem die Figurenzeichnung verblasst, um dann in wenigen Sekunden umso deutlicher hervorzutreten. Das Ensemble musica getutscht versieht die instrumentalen Zwischenstücke (Rossi) in ähnllicher Weise, zeigt sich in der Begleitung der Vokalwerke aber engagiert mitgestaltend und schafft es etwa, aus Merulas bekannter "Canzonetta sopra la nanna" deutlicher als Davila selbst tatsächlich ein Wiegenlied mit bedrohlicher bzw. hörbar von Gewalt bedrohter Atmosphäre zu kreieren.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Claudio Monteverdi: Salve Regina; Lamento della Maddalena
Giovanni Rovetta: O Maria Quam pulchra es
Tarquinio Merula: Canzonetta sopra la nanna
Paolo Quagliati: Aria sopra la Romanesca - O quante volte il di
Girolamo Frescobaldi: Dopo si lungo error; Maddalena alla croce
Giovanni Kapsberger: Toccata VIII
Domenico Mazzocchi: S'io mio parto, o mio Signore
Besetzung
Ensemble Musica getutscht
Bernhard Reichel: Ltg. & Theorbe
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |