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Les Hautbois à la Chambre du Roi
Info
Musikrichtung:
Barock / Ensemble
VÖ: 23.02.2024 (Ricercar / Naxos / CD / DDD / 2022 / RIC 458) Gesamtspielzeit: 79:24 |
HOLZBLÄSER-KARRIEREN
Von den Freiluftmusiken, den Reiterballetten und Militärparaden bis zur Mitwirkung an den Konzerten in der königlichen Kammer oder im Opernorchester war es ein längerer Weg für die französische Oboe: Der hohe und durchdringende Ton des Rohrblattinstruments musste sozusagen erst höfisch diszipliniert und von den archaischen Timbres der älteren Schalmei bereinigt werden, damit er sich in die diversen Ensembles aus Violinen, Gamben, Lauten, Cembalo oder Spinett einfügte.
Unmengen Holz verwendeten berühmte französische Instrumentenbauer wie André Danican Philidor oder Jacques-Martin Hotteterre darauf, tiefer und feiner klingende Instrumente zu konstruieren. Nicht anders stand es mit den größeren Verwandten, Cromorne und Fagott, deren markige Basstöne schließlich die unteren Register der Streicherfamilie ergänzten. Auch die Blockflöten entwickelten sich zu einer regelrechten Familie mit verschiedenen Registern, vom Flageolet-Pfeifchen bis zur tiefen, gut meterlangen Bassblockflöte, und gewannen durch ihre Mitwirkung an Aufführungen in Schloss, Kirche und Oper ebenfalls ein Adelsprädikat.
Das Ensemble „Syntagma Amici“ hat aus Stücken für diverse Oboen, Fagotte und Cromornes sowie Flöten, Streich- und Zupfinstrumente einen fiktiven musikalischen Tagesablauf am Hofe Ludwig XIV. konstruiert. Er reicht vom morgendlichen Aufstehen (Lever) bis zum abendlichen Zubettgehen (Coucher) des Königs über den obligatorischen Messbesuch, das Konzert und den Ball: Vielfältige Gelegenheiten, nicht nur alle möglichen Instrumentalkombinationen durchzuspielen, sondern auch die Entwicklung der Musikkultur anhand der prägenden Komponistengestalten zur präsentieren, die oft auch virtuose Ausführende ihrer Stücke und zudem Meister des Instrumentenbaus waren.
Entsprechend breit ist das Repertoire, das von Ausschnitten aus den Bühnenmusiken Jean-Baptiste Lully bis zu den Kammerkonzerten François Couperin reicht, dazu Andächtiges von Marc-Antoine Charpentier und André Campra mit den exotischen Einfällen eines André Danican Philidor und den Kabinettstückchen eines Marin Marais oder Antoine Dornel zusammenbringt. Um nur einige der hier vertretenen Künstler zu nennen! Immerhin kommt man so in den Genuss einer französischen Version von „Greensleeves“, das unter dem Titel „Manches Vertes“ aus der Feder von Philidor enthalten ist.
Das Spiel des Ensembles erfreut durchweg durch den schön artikulierten Ton sowie die Vielfalt der ausgewählten Werke. Eine Aufnahme, die die Emanzipation der Oboe und ihrer Anverwandten zur charakteristischen Stimme im französischen Barockensemble dokumentiert und abgesehen von der interessanten musikhistorischen Spurensuche für 80 Minuten ein schönes Hörvergnügen bereitet.
Georg Henkel
Trackliste
Jacques-Martin Hotteterre: Suite Nr. 2 c-moll; Deuxieme Suitte c-moll
Francois Couperin: Prelude Nr. 2 c-moll; Sonate en quatuor "La Sultanne"; Concert Nouveaux Nr. 11
Marc-Antoine Charpentier: Ouverture pour l'eglise
Andre Campra: Caeli enarrant gloriam
Antoine Dornel: Sonate en quatuor
Andre Danican-Philidor: Marche du roy de la Chine; Gigue ensuite; Manches vertes; Contredance; Premier & Second Passepieds
Marin Marais: Gavotte en rondeau; Rigaudon
Michel de la Barre: Canarie; Menuets
Robert de Visee: Chaconne des Scaramouches, Trivelins et Arlequins
Michel-Richard Delalande: Quatour
Besetzung
Jérémie Papasergio & Elsa Frank, Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |