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Méditation
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Musikrichtung:
Barock / Cembalo
VÖ: 09.02.2024 (Alpha / Naxos / CD / DDD / 2022 / Alpha 1012) |
DER INTERPRET ALS KOMPONIST
Der Interpret als Komponist – im Barock war das eher die Regel als die Ausnahme. Heute hingegen ist es umgekehrt und die Professionen sind meist strikt getrennt. Von daher tritt der Cembalist Andreas Staier mit seiner ersten Aufnahme für sein neues Label Alpha in die Fußstapfen der alten Meister, wenn er Werke von Johann Caspar Ferdinand Fischer, Johann Joseph Fux, Louis Couperin oder Johann Jakob Froberger zusammen mit sechs Cembalokompositionen präsentiert, die er in der Corona-Auszeit geschrieben hat.
„Anklänge“, so lautet der Titel dieser aus sechs Stücken bestehenden Sammlung. Es handelt sich um strikt konzipierte Werke, die sich beispielsweise in ihrer Verwendung von Kanontechniken an die barocken Vorbilder anlehnen, in ihrer überwiegend recht zerklüfteten Faktur ansonsten freilich kaum an Barockmusik, auch nicht an sonstige „Neo-Stile“ denken lassen, sondern eher an die Zeit der 1950er Jahre, als Anton Webern und der Serialismus die moderne Musik prägten. Verbindendes Element bei Staiers Stücken ist eine Folge von sechs chromatisch gesättigten Akkorden, die freilich eher atmosphärisch sich bemerkbar machen und ansonsten unter der harmonisch recht grauen Oberfläche bleiben. Einzig das uhrwerkartig abschnurrende „Sempre legatissimo“ weckt ferne Assoziationen an barocke Cembalomusik.
Die Musik wirkt also vergleichsweise spröde und konstruktivistisch, da ist Staier konsequent. Es bleibt den Zuhörenden überlassen, ob sie diese Strenge goutieren oder das Ganze mehr akademisch und ertüfftelt finden (ich tendiere zu letzterem, auch weil die Stücke sich recht ähnlich bleiben).
Auch die älteren Werke auf dieser Aufnahme sind durch einige wiederkehrende Motivzellen verbunden, z. B. einen Cantus firmus aus dem „Pange-lingua“-Hymnus des Thomas von Aquin. Auch das mag sich erst bei mehrfachem Hören erschließen, aber die Musik bietet auch so genügend Reize.
Staier verwendet wieder sein großes Cembalo nach Hieronymus Albrecht Hass, das über einen 16-Fuß-Bass verfügt und auch einige besondere Klangfarben im Repertoire hat. Allein, wie Staier Frobergers ergreifend schöne „Méditation sur ma mort future“ orchestriert, indem er für die einige Teile den Lautenzug nutzt, erfreut das Ohr und wünschen, dass er sich diesem Komponisten noch einmal mit mehr Stücken gesondert vornimmt. Und die Pavanne in Fis-Moll von Frobergers Freund Louis Couperin entfalltet sich in himmlischer Geruhsamkeit - das ist auch so eine "Méditation", der man sich gerne hingibt.
Georg Henkel
Trackliste
Johann Joseph Fux: Fuge aus Gradus ad Parnassum
Louis Couperin: Pavane fis-moll
Johann Jakob Froberger: Ricercar IV; Meditation sur ma mofrt future D-Dur; Fantasia II a-moll
Andreas Staier: 6 Stücke für Cembalo "Anklänge"
Johann Sebastian Bach: Präludium & Fuge Nr. 9 E-Dur BWV 878 aus WTK II
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |