Reviews
Most Peculiar
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 17.11.2023 (Criss Cross) Gesamtspielzeit: 59:43 Internet: https://www.lagelund.com/ http://www.nuzzcom.com/ https://www.crisscrossjazz.com/index.html |
Es war das Jahr 2019, als ich den norwegischen Jazz-Gitarristen Lage Lund vorstellte mit seiner Platte Terrible Animals. Nun liegt mit Most Peculiar ein weiteres Album vor, bis auf einen Wechsel des Bassisten blieb es bei der vorherigen Besetzung. Vor vier Jahren bereitete es mir großes Vergnügen, der Musik zu lauschen, aufgrund des leidenschaftlichen Vortrags, ich lobte die durchgehenden Spannungsbögen mit resultierender Spielfreude.
Most Peculiar ist die sechste Einspielung für das Label Criss Cross und die Aufnahmen für das Album starteten inmitten der Covid-19-Pandemie. Lund war mit seiner Familie zurück aus den USA in die Heimat Norwegen zurück gekehrt. Während dieser Zeit entstanden nach und nach die Ideen zu den zehn neuen Songs, also alles Eigenkompositionen. Wie man nachlesen kann, nutzte der Protagonist die Zeit ebenfalls dafür, mehr zu üben, zu experimentieren und sich in die Musik zu vertiefen. Das führte letztlich zu den Aufnahmen für dieses Album im Juni 2022.
Stets scheinen trotz der sich mittlerweile weiter vertiefenden individuellen Spielweise des Gitarristen seine Einflüsse durch, als dass man Spuren von Jim Hall, Pat Metheny oder John Scofield vernehmen kann. Mit "Cigarettes" startet die Platte sehr entspannt, der warme Gitarrenton wirkt einschmeichelnd und wird umrahmt von der sehr aktiv agierenden Umgebung der Mitspieler, von denen es vor Allem Schlagzeuger Tyshawn Sorey ist, der stets Akzente setzt. Noch entspannter strömt es mit "Trees", doch "Circus Island" reisst die Ruhe dann auf durch seinen marschierenden Rhythmus, der sich paart mit freier Gestaltung durch das Schlagzeug, dieses wird letztlich durch Piano und Bass aufgenommen, und darüber agiert Lage souverän und scheint die Zügel in der Hand zu halten, nicht jedoch, ohne ab und zu an den Rand eines kurzen Ausbruchs zu geraten.
Und so weist jeder Song eine gewisse Besonderheit auf, und im kleinen Booklet gibt es dann jeweils einige erklärende Anmerkungen dazu, in etwa, wie es zu verstehen ist, dass Lund auf "Elephants" diese verzerrten Gitarrensounds einsetzt, und dass der Song "Stone Age" als Hommage an den brasilianischen Gitarristen Guinga zu verstehen ist. So spielt Lund sein Solo hier auf einer Gitarre mit Nylonsaiten und es klingt noch einen Tick zarter und wärmer. Diese Gitarre tritt dann noch einmal auf "Antarctica" in Erscheinung, so schreibt er zu diesem Song: "I was thinking about getting some icy harmony".
Dieses Album sei Allen zu empfehlen, die sich für Gitarrenjazz interessieren, und für einen Gitarristen, der dieses mit sehr sensiblem und individuell geprägten Stil umsetzen kann, und dazu, quasi als Bonus, eine Begleitung von drei hervorragend agierenden Mitspielern dazu erhalten, rundum erneut sehr zufrieden stellender moderner Jazz mit individueller Ausprägung.
Trackliste
2 Trees
3 Circus Island
4 Warsaw
5 Elephants
6 Stone Age
7 Lost In Your Hometown
8 Antarctica
9 Bad Acrobat
10 Horses
Besetzung
Sullivan Fortner (piano)
Matt Brewer (bass)
Tyshawn Sorey (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |