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Scenes of Horror - Barockarien
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 18.01.2024 (Perfect Noise / CD / 2022 / Artikelnr. PN 2306) Gesamtspielzeit: 56:56 Internet: Laila Salome Fischer |
FASZINATION
Fast könnte man nach Titel und Aufmachung vermuten, dass es sich um einen Nachklapp zur Düsseldorfer Erfolgsausstellung "Tod und Teufel - Fazination des Horrors" handelt. Aber am Ende erweist sich - hier wie dort - die Auswahl dann doch als recht wenig überraschend. Eigentlich nämlich würde das barocke Opernsujet durchaus einige abseitigere Stücke zu diesem Thema bereithalten. Die junge Mezzosopranistin Laila Salome Fischer aber entscheidet sich weitgehend für Vertrautes mit eher mildem Schrecken. Viel Händel also, dazu ein wenig Graun (nicht: Grauen!) und Ariosti. Zwischendurch darf das geräuschhaft und zackig auf aggro gebürstete Ensemble Il Giratempo instrumental ein wenig Vivaldi beisteuern.
Fischers warm timbrierter, trotz aller Jungendlichkeit nicht mädchenhafter Mezzo ist vielversprechend, doch kommt das Album etwas zu früh. Da ist noch Luft nach oben was Figurenzeichnung und Stimmtechnik angeht. So zerfällt ihre Dejanera im berühmten "Where shall I fly" in multiple Persönlichkeiten, statt durchgestaltet das Portrait einer in den Wahnsinn abdriftenden Frau abzugeben. Die gestalterischen Mittel werden exzessiv eingesetzt, stehen indes unverbunden und ohne dramaturgischen Zusammenhang nebeneinander. Ähnliches gilt für die Eingangsarie aus dem Oratorium Jeptha und manch erstaunlich unverbindlich leicht vorgetragene Passage jenseits dieser. Hinzu kommt eine ungünstige Aufnahmetechnik, die die Sängerin deutlich hinter dem Orchester abbildet, von dem sie daher immer wieder übertönt bzw. zugedeckt wird. Gerade das Claviorganum bzw. dessen Cembalo drängt Fischer zumal bei den Läufen in der tieferen Lage mangels Volumen wiederholt an den Rand. Es wird spannend zu verfolgen sein, ob sie sich gleichwohl weiter in Richtung des Barockfachs orientiert - die Leidenschaft und das Potential dazu wären fraglos vorhanden.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Carl Heinrich Graun: Qual orribil destino, Ah d'inflessibil, Ma qual rumore, Si corona i tuoi trofei aus Montezuma
Attilio Ariosti: Questi ceppi aus La fede ne' tradimenti
Antonio Vivaldi: L'Olimpiade-Sinfonia; Flötenkonzert g-moll RV 439 "La Notte"
Besetzung
Il Giratempo
Max Volbers: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |