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Live
Info
Musikrichtung:
Rock
VÖ: 27.10.2023 (Repertoire Records) Gesamtspielzeit: 256:49 Internet: https://www.repertoirerecords.com/ https://www.brooke-lynn-promotion.de/ |
Die britische Band Steamhammer führt mich auf eine Zeitreise in die sechziger Jahre. Damals, 1969, kaufte ich ihre erste veröffentlichte Single, "Junior’s Wailing" / "Windmill", und das löste meine Begeisterung aus. Ja, dieser kraftvolle Sound der Single-Version wurde später auf CD nicht mehr erreicht. Einigen dürfte dieser Song auch aus dem Kino bekannt geworden sein, wurde er doch später für eine Werbung einer bekannten Zigaretten-Marke verwendet.
Die Band wurde 1968 von Kieran White und Steve Davy gegründet, die weiteren Bandmitglieder waren Martin Quittenton, Martin Pugh und Michael Rushton. Im Laufe des Bestehens gab es nachfolgend einige Wechsel in der Besetzung, was letztlich auch zu einer Veränderung des Sounds führte. Dieses zeigt sich dann auch auf dieser Kollektion mit vier CDs und einer DVD.
Auf der ersten CD hören wir Songs aus dem August und Dezember 1969 und August 1970, die vom Beat-Club im Fernsehen übertragen wurden, sowie ihren Auftritt auf dem Pop & Blues Festival vom 10.Oktober 1969 in Essen. Auf CD 2 sind Auftritte in Frankfurt und Köln zu hören, während die dritte CD aufzeigt, wie die Band 1971 in Mannheim spielte. Auf der vierten CD ist die Band dokumentiert, als sie im Juli 1972 im berühmten Londoner Marquee auftrat.
In der Regel handelt es sich um unveröffentlichtes Material aus den Jahren 1969-1972. Alle Aufnahmen wurden restauriert und gemastert von Eroc. Abgerundet wird durch Interviews mit dem Gründungsmitglied Steve Davy sowie Louis Cennamo und Steve Jolliffe. Die beiden Booklets enthalten seltene Fotos und ein ausführliches Essay von Chris Welch.
Gleich die ersten Aufnahmen der ersten CD präsentiereren engagiert gespielte Musik. Zusätzlich zur Single-Version von "Junior's Wailing" brilliert hier Steve Jolliffe mit einem wilden Saxofonsolo und bringt den Song in eine etwas andere Richtung. Mittelpunkt ist auch die sehr spezielle Art des Gesangsvortrags von Kieran White, den man dann allerdings nur auf den ersten 3 CDs hört, denn Neuzugang Bruce Michael Paine hat das für die 1972er Aufnahmen aus dem Londoner Marquee übernommen.
Während die ersten vier Songs der ersten CD noch über eine gute Klangqualität verfügen, ändert sich das leider ab Song 5 vom Essener Pop & Blues Festival. So ist der Gesang von Kieran White kaum zu vernehmen, mitunter fast überhaupt nicht. So bereitet das nun gar kein Hörvergnügen! Mit dem "Autumn Song" ändert sich das dann wieder und der Song erklingt insgesamt mit einem angenehmen Ausdruck.
Die zweite CD präsentiert Aufnahmen aus Frankfurt, vom 22.11.1969 (#1&2) sowie aus Köln, vom 3.4.1970. Leider ist bei den ersten beiden Songs der Gesang wieder "gut versteckt", dafür entschädigt die lange Spielzeit (29:20) von "Riding On The L&N" mit sehr guten Improvisationen. Die Kölner Songs schwimmen leider auch in relativ angemessenem Bootleg-Sound, Freude beim Zuhören bereitet das wirklich nicht!
Bei der dritten CD hinsichtlich der ersten vier Songs stört die Angelegenheit mit dem Gesang gar nicht, handelt es sich doch um Instrumental-Einspielungen im Trio von Pugh/Louis Cennamo(der mittlerweile den Bass-Part übernommen hatte) und Mick Bradley. Letztgenannter legt dann mit "Walking Down The Road" ein engagiertes Schlagzeugsolo vor und zeigt seine Klasse auf. Wenn ich mir dann diese Version von Riding On The L&N" zu Gemüte führe, also auch im Trioformat, dann fallen mir spontan diese langen Improvisationssongs von The Cream ein, in jene Richtung etwa geht das aus meiner Sicht. Zwei weitere Longtracks komplettieren die CD 3, hier wieder mit Steve Davy am Bass, der hier auch singt. Doch so bemerke ich, dass mir Kieran White fehlt, strahlte er für mich eine gewisse Magie aus.
CD 4 - wir befinden uns nun im Marquee in London, es war der 13.Juli 1972. Eine ganz andere Besetzung der Band war mittlerweile entstanden, nur noch Gitarrist Pugh war dabei. Der Sound hatte sich ebenfalls verändert, das waren nun nicht mehr "meine" Steamhammer. Gleichwohl sicher keine schlechte Band, doch dieses lockere und teils schwebende Element der frühen Formation war nun entschwunden, hier wurde nun energischer gerockt, und der neue Sänger Bruce Michael Paine unterstützte das auch noch. Und "mein" "Junior's Wailing" klang nun auch ganz anders, eher wie von einer guten Coverband nachgespielt.
Aber es wird ja noch ein optischer Eindruck geboten, die DVD wartet noch darauf, begutachtet zu werden. Wir erleben die Band in verschiedenen Umgebungen, noch einmal die Beat-Club-Einspielungen, dann ein Track vom ZDF ("Hier und Heute") 2 Songs aus der Sendung "Beat mit Dreien" (ARD / SDR TV), vom Beat-Festival in Kopenhagen und schließlich noch der letzten Song "Live at Variétés 1970 vom RTF TV Frankreich, eingespielt am 31.12.1969. Die Songs aus dem Beat-Club kommen zunächst noch in Schwarz-Weiss, nur der letzte Song ist dann in Farbe. Der Beitrag aus "Hier und Heute" ist letztlich eine kurze dokumentarische Vorstellung der Band. Bei den restlichen Aufnahmen handelt es sich dann wieder um die angegebenen dokumentierten Live-Auftritte. 1970 fehlte leider Kieran White bereits, so dass Bassist Davy den Gesang übernommen hatte, leider nicht sehr überzeugend. Den Abschluss bildet dann der "Autumn Song" für das französische Fernsehen, doch das ist nicht wirklich live, denn man die Studioversion der Single benutzt, das Ganze ist dann halt eher ein optisches Erlebnis, etliche Tänzerinnen und Tänzer tanzen dann noch ganz "hip" dazu. Und ich meine, auch Serge Gainsbourg und Jane Birkin unter den Zuhörern erkannt zu haben, wie sich während des Songs unterhalten. (auch nicht nett, oder?)
Die drei CDs und die DVD werden ergänzt durch jeweils vierundzwanzig Seiten starke Booklets, gespickt mit reichlichen Informationen. Ansonsten, wie ist eine solche Angelegenheit zu bewerten? Hinsichtlich des historischen Werts sicher recht hoch, die Musik schwankt qualitativ sicher auch, ein dickes Minus gibt es mehrfach für die sehr mangelnde Klangqualität, so möge Jede/r selbst entscheiden... Ich habe mich für einen persönlichen Mittelwert entschieden.
Trackliste
Live at Beat-Club 30 August 1969:
1 Junior’s Wailing
2 When All Your Friends Are Gone
31 December 1969
3 Louisiana Blues
15 August 1970
4 I Wouldn’t Have Thought
Live at the International Essen Pop & Blues
Festival 10 October 1969
5 Supposed To Be Free
6 When All Your Friends Are Gone
7 Tuning Intermission
8 Riding On The L&N
9 Hold That Train
10 Tuning Intermission
11 Junior’s Wailing
Live at Variétés 31 December 1969
12 Autumn Song
CD 2 Live in Frankfurt & Cologne
Live at Volksbildungsheim, Frankfurt, 22 November 1969
1 Junior’s Wailing
2 Riding On The L&N (+ Sax Jam)
Live at Sporthalle, Cologne 3 April 1970
3 Riding On The L&N
4 Hold That Train
5 Leaving In The Morning
CD 3 Live in Mannheim & Copenhagen
Live at Rheingoldhalle, Mannheim, 27 February 1971
1 Instrumental Jam
2 Walking Down The Road
3 Riding On The L&N
4 Hold That Train
Live at Beat Festival, Copenhagen, 22 August 1970
5 When All Your Friends Are Gone
6 Riding On The L&N
CD 4 Live at the Marquee
Live at the Marquee, London 13 July 1972
1 Introduction
2 Penumbra
3 Telegram (Nature’s Mischief)
4 Ballad From A City
5 Introduction
6 Riding On The L&N
7 Hold That Train
8 Encore
9 Junior’s Wailing
DVD (65:54)
Live at Beat-Club, 30 August 1969 (20:33)
1 Junior’s Wailing
2 When All Your Friends Are Gone
31 December 1969
3 Louisiana Blues
4 I Wouldn’t Have Thought
Hier und Heute – ZDF Germany 1969 (3:55)
5 TV news feature
Beat mit Dreien (8:14)
6 Johnny Carl Morton
7 Turn Around
Live at Beat Festival, Copenhagen, 22 August 1970 (29:05)
8 When All Your Friends Are Gone
9 Riding On The L&N
Live at Variétés 1970 31 December 1969 (4:07)
10 Autumn Song
Besetzung
Martin Pugh (lead guitar, vocals)
Steve Davy (bass guitar, vocals)
Mick Bradley (drums - CD 1-3)
Steve Jolliffe (flute, saxophone)
Louis Cennamo (bass guitar, electric bowed bass, vocals, CD 2, #3-5, CD 3, #1-4, CD 4)
Bruce Michael Paine (lead vocals, acoustic guitar, rhythm electric guitar - CD 4)
John Lingwood (drums, percussion - CD 4)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |