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Bacewicz, G. (Oramo)

Ocrehsterwerke Vol. 1 - Symphonien Nr. 3 & 4

Info Musikrichtung: Moderne VÖ: 03.11.2023 (Chandos / Note 1 / SACD hybrid / 2023 / Artikelnr. CHSA 5316) Gesamtspielzeit: 59:50 Internet: Sakari Oramo

Es mag ein Hinweis auf die Qualität der Werke von Grazyna Bacewicz (1909-1969) sein, dass nun gleich zwei CD-Projekte am Start sind, die deren gesamte Orchesterwerke nach und nach aus einer Hand präsentieren wollen. Nach dem WDR Sinfonieorchester unter Lukasz Borowicz (cpo, Vol 1 und 2 erschienen 2022/2023) legt nun mit dem BBC Symphony Orchestra ein weiteres Ensemble von Weltrang nach. Hier wie dort widmet sich Volume 1 den Symphonien Nr. 3 und 4. Entstanden zu Beginn der 50er-Jahre zeigen sie Bacewicz zwar durch ihre Kompositionslehrern Nadia Boulanger von der französischen Schule beeinflusst, weisen aber neben einer erstaunlich deutliche Orientierung an klassischen Formen tonsprachlich vor allem eine Nähe zu Bartok und Strawinsky auf. Die dramatische Expressivität wird oft durch blockartige Orchestereinsätze erzeugt, kurze Momente neoklassischer Klanglichkeit werden mit folkloristischen Motiveinsprengseln und jazzartigen Anmutungen kombiniert. Dabei lebt die trotz allem hörbaren Zeitbezugs konsequent autonome Musik weniger aus der unmittelbaren Vermischung solcher Einflüsse, sondern aus deren schneller Abfolge nacheinander. So entsteht ein flirrender, unruhig-getriebener Sound, überbordend vor Einfällen und Einflüssen, jedoch immer durch die formale Strenge zusammengehalten und in erstaunlicher Weise bruchlos wirkend.

Unter dem Dirigat des Finnen Sakari Oramo läuft das Orchester zur Höchstform auf, reizt die Vielfalt der Klangfarben voll aus, betont durchweg den motorisch drängenden Zug der Musik und wird dabei durch das überaus gut gestaffelte Klangbild der Aufnahme begünstigt.

Ein kraftvolles Plädoyer für die noch immer entdeckenswerte Komponistin und ein gelungener Auftakt dieser Reihe.

Sven Kerkhoff