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Joe Haider Trio

The Bill Evans Project, Village Vanguard Sessions

Info Musikrichtung: Jazz VÖ: 24.09.2023 (Sounds Hills Records/JHM) Gesamtspielzeit: 100:35 Internet: http://www.jhmpublishing.ch/welcome.php https://uk-promotion.net/

Zuletzt hatte ich den Darmstädter Jazzpianisten Joe Haider im Sextett-Format mit seiner Platte Maria Magdalena vorstellt, nun liefert er mit The Bill Evans Project, Village Vanguard Sessions gleich eine Doppel-CD im Trio-Format ab.

Wie man dem Titel unschwer entnehmen kann, geht es um eine Hommage an den großartigen US-amerikanischen Jazzpianisten Bill Evans. Dennoch befinden sich lediglich drei dessen Kompositionen unter den zwölf Songs. Ursprünglich waren diese Konzerteinspielungen nur für den japanischen Markt vorgesehen, aber Joe Haider hat sich entschlossen, das Material auf seinem Label auch in Europa zu veröffentlichen.

The Village Vanguard Sessions, das nimmt Bezug auf die 1961 eingespielten Aufnahmen des Bill Evans Trios in der Besetzung Scott LaFaro, Bass und Paul Motian, Schlagzeug. Von LaFaro, der noch im gleichen Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam, stammt die Komposition "Glorias Step". Diesen und sechs weitere Songs des damaligen Konzerts finden wir ebenfalls auf diesen Einspielungen als Auswahl aus vier Auftritten aus dem Januar 2023 in einem kleinen Club in Fribourg-Marly (Schweiz)

Für den 1936 geborenen Jazzpianisten mag das wohl wie eine große Herausforderung gewesen sein, sich mit einem Meilenstein der Jazzgeschichte auseinander zu setzen. Sicher war das auch für die Begleiter eine große Hürde zu nehmen, sich im Sinne der damals als traumwandlerisch geltenden Rhythm Section von LaFaro und Motian auszudrücken, denn die Beiden hatten seinerzeit durchaus einen Maßstab gesetzt.

Doch wenn man sich sogleich dem ersten Song widmet, "Glorias Step", und vergleicht dann die Version aus dem Village Vanguard mit dieser aktuellen, dann wird man rasch bemerken, das die drei Protagonisten des Joe Haider Trios auch gar nicht versuchen, eine Kopie zu erstellen, das Vorbild von Evans wirkt weiter, man nimmt dessen Ausdrucksweise auf, interpretiert sie im Geiste des Vorbilds und hat damit eine würdige Hommage geschaffen, die das Gedenken an die Musik des damaligen Trios hoch hält und sie auf eigene Art und Weise weiterträgt. Und so erhalten dann auch Nicht-Evans-Kompositionen wie "Solar" von Miles Davis oder "Peace" von Horace Silver einen neuen Anstrich, ebenso wie einige Klassiker des Great American Songbooks.

So hat man halt nichts Neues geschaffen, sondern, auf der Basis von Tradition, mit Abgeklärtheit und Emotionalität und oft intellektuellem Anstrich zwei CDs mit "zuverlässiger" und sehr unterhaltender Musik vorgelegt, die auf einem hohen Niveau angesiedelt ist.

Wolfgang Giese