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Reviews

Desmarest, H. (Niquet)

Grand Motets II


Info

Musikrichtung: Barock vokal instrumental

VÖ: 01.10.2005

Glossa / Note 1
CD DDD (AD 2004) / Best. Nr. GCD 921610


Gesamtspielzeit: 56:21

INBRUNST UND MAJESTÄT

Zu seiner Einspielung von M. A. Charpentiers ‚Messe pour plusieurs instruments’ bemerkte Reinhard Goebel, dass es das vom Komponisten geforderte cromorne nicht gebe und man sich daher mit Fagotten behelfe. Das war 2003.
2005 erklingt das ominöse Instrument auf einer neuen Einspielung mit geistlichen Werken von Charpentiers Landsmann Henry Desmarest (1661-1741). Forschereifer hat das Geheimnis gelüftet: Es handelt sich um die Bassversion der Oboe, zwei Meter lang, mit schlangenartig gewundenem Rohr. Der dunkle, erdig schnarrende Ton erinnert an das Zungenregister einer Orgel.
In dieser Einspielung verstärkt der urwüchsige Akzent des cromorne die Basslinie des De Profundis. Diese Vertonung des 129. Psalms lässt zugleich das Genie des damals noch jungen Komponisten erkennen: Eröffnet wird das Stück von einem mit dunkler Glut dahinströmenden, kontrapunktisch dichten Instrumentalsatz, über dem sich erst ein Tenorsolo erhebt, bevor der volle Chor einsetzt. Die wechselnden Ensembles, mit denen Desmarest den biblischen Text ausdeutet, kennzeichnet eine geglückte Verbindung von religiöser Inbrunst und erhabener, gleichwohl von kraftvollen Rhythmen durchpulster Klangpracht.

Im Centre de Musique Baroque de Versailles wurden die verloren gegangenen Mittelstimmen der drei eingespielten Werke ergänzt. Angesichts der keineswegs konventionellen Stimmführungen Desmarests eine knifflige Aufgabe, für deren Lösung man sich an den vollständig erhaltenen Werken des Komponisten orientiert hat.
Das Unternehmen ist geglückt: Hört man diese wiedergewonnene Musik jetzt in den erlesenen Interpretationen von Hervé Niquet und Le Concert Spirituel, treten alle Mühen der Rekonstruktion diskret in den Hintergrund. Was bleibt, ist der Genuss einer in jeder Hinsicht glänzenden Wiedergabe. Niquets Ensemble realisiert die dissonanzgesättigten Chorsätze farb- und klangintensiv. Instrumentale wie vokale Soli bestechen durch virtuose Leichtigkeit und kraftvollen, authentischen Ausdruck. Die Qualitäten dieses „Mystikers“ unter den französischen Komponisten des grand siecle teilen sich auf diese Weise auch dem modernen Hörer ohne Umwege mit.



Georg Henkel

Trackliste

01-10 De Profundis (Psalm 129)
11-17 Veni Creator Spiritus (Pfingshymnus)
18-26 Cum Invocarem (Psalm 4)

Besetzung

Hanna Bayodi – Stéphanie Révidat, Sopran
Francios-Nicolas Geslot, Hoher Tenor
Sébastien Droy, Tenor
Benoît Arnould, Bariton

Chor und Orchester „Le Concert Spirituel“
Ltg. Hervé Niquet
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger