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Études u. a.
Info
Musikrichtung:
Impressionismus / Klavier
VÖ: 03.11.2023 (Hyperion / Note 1 / CD / DDD / 2021 u. 2022 / CDA68409) Gesamtspielzeit: 67:48 |
IN DEN TIEFEN VON DBUSSYS ECHOKAMMERN
Ein weiteres Claude Debussy gewidmetes Album des Pianisten Steven Osborne, dessen Beschäftigung mit dem berühmten Franzosen langsam die Form einer Gesamteinspielung annimmt. Das Hauptwerk sind die zwölf Etüden, in denen Debussy wie kaum je zuvor Virtuosität, harmonische und strukturelle Komplexität sowie neuartige Klangwirkungen verschmilzt. Dazu kommen einige kleinere Werke wie die brillante Suite „Pour le piano“ oder der unwiderstehlich lasziv-ironische (oder doch eher morbid-melancholische?) Walzer „La plus que lente“.
Erneut besticht Osborne durch seine stupenden Spieltechnik und feingestufte, textursensible Anschlagskultur: Beste Voraussetzungen für eine tiefausleuchtende musikalische Gestaltung der formalen und motivischen Vielschichtigkeit, die die beiden Etüdenbände auszeichnet und die Stücke beim ersten Hören oft so schwer fassbar macht.
Bei Osborne haben die permanenten motivischen Metamorphosen wie auch scheinbar zusammenhangslos von Ferne hineintönenden Details ihren genauen Ort. Zugleich wahrt der Interpret das Andeutungsvolle, rätselhaft Flüchtige dieser Miniaturen, in deren Obertonnachklänge sich bei den leisen Stellen gelegentlich das Wispern der Pedalmechanik des Steinways hineinmischt.
Der Pianist gestaltet mit einer breiten dynamischen Palette. Diese kennt Pianissimi nahe der unteren Wahrnehmungsschwelle ebenso wie brillante, aber niemals klirrende Forte-Aufgipfelungen. Wie überhaupt selbst wuchtig zu setzende Akkorde frei von Härten sind. Schnelle Läufe wie in „Pour les huit doigts“ nimmt Osborne gleichsam wie im Flug, die aufstrahlenden Glissandi im Eröffnungssatz der „Pour le piano“-Suite schimmern prismatisch wie ein Regenbogen, das Toccata-Finale ist ein vitales barockes Feuerwerk. Noch das morsezeichenartige Spiel mit kleinsten Notenwerten wie bei „Pour les notes répétées“ oder die sich überschlagenden chromatischen Skalen der „Pour les degrés chromatiques“ wirken mühelos, klingen filigran und präzise, dabei wie mit einem Tuschpinsel gesetzt. Dagegen ereignen sich die tonal oft vieldeutigen ruhigen Passagen als auch räumliche erlebbare Schwebmomente, in denen der Klang sozusagen abhebt und einen samtigen Schatten wirft, schön zu hören in der entrückten „Sarabande“ aus „Pour le piano“.
Für Debussys verwirrende Echokammern, in denen sich, wie bei Czerny-Parodie der eröffnenden „Pour les cinq doigts“ oder auch den Commedia-dell’arte-Momenten der besagten „Notes répétées“, Abstraktes und Anekdotisches untrennbar verbinden, ist Osbornes Ansatz bestens geeignet. Auch im Übermaß der vielen bemerkenswerten Debussy-Einspielungen kann sich zumal diese Version der „Études“ souverän behaupten.
Georg Henkel
Trackliste
Pour le Piano
La plus que lente
Berceuse heroique
Etude retrouvee
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |