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Same
Info
Musikrichtung:
Fusion
VÖ: 15.09.2023 (Mack Avenue) Gesamtspielzeit: 48:03 Internet: https://www.veronicaswift.com/home https://www.mackavenue.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
This Bitter Earth , so hieß das Album aus dem Jahre 2021, durch das ich erstmalig mit der Sängerin Veronica Swift in Berührung kam. Und noch immer überschlägt man sich mit Superlativen zu ihrer stimmlichen Ausdruckskraft, als Vokalsensation wird sie bisweilen tituliert. Mit dem gleichnamigen Album liegt sie nunmehr ihre achte Veröffentlichung vor.
Bezüglich "This Bitter Earth" hatte ich eine sehr große Ähnlichkeit zu Ella Fitzgerald festgestellt, und gleichzeitig die Chance angesprochen, ein absolut eigenes Profil zu entwickeln und sich nicht dauerhaft als Ella Fitzgerald-Epigonin zu verdingen. Die neue Platte wurde mit ganz anderen und mehr Musikern eingespielt und so bin ich gespannt, ob dieses auch zu einer stilistischen Erweiterung geführt hat. Vorweg: ES HAT!
"I Am What I Am": Schon wieder Ella im Scat Modus, zum Schluss wechselt sie in eine Stimmung klassischer Musik, auch Pianist Adam Klipple stimmt in diesen Kanon ein, ein wenig klingt es nach Bach, bevor man den Swing wieder aufnimmt.
"Closer" kommt dann funky, das ist völlig anders, ein straffer Bläsersatz, Soul-Feeling, dazwischen wieder diese typischen Scat-Passagen, so, in dieser Kombination ist das sicher interessant und als gute Idee anzusehen, ist das Ergebnis doch total lebendig und mitreissend.
"Do Nothing Till You Hear from Me" startet feierlich mit einem sattem Bläsersatz, plus eine fetzige E-Gitarre, die uns in einen Song im Blues-Modus leitet, und die Protagonistin führt nun vor, dass sie durchaus in der Lage ist, auch in diesem Genre sicher zu intonieren, wenngleich natürlich ein tiefgehendes Blues-Feeling eher einer technischen Variante weichen muss, dennoch - sehr gut ausgeführt! Das Aussergewöhnliche an diesem Song ist noch, dass er von Duke Ellington stammt! Insofern ist es gelungen, eine Interpretation zu schaffen, die auf dem Boden des Originals eine völlig eigenständige Form angenommen hat! Ähnliches war auf dem Vorläufer bereits mit dem Song "Sing" der Dresden Dolls gelungen.
Und so geht es auch noch weiter - "The Show Must Go On" heißt es nun, und wenn man diesen lasziven Latin-Touch hört, fällt kaum auf, dass man einem Song der Band Queen lauscht! Nun, es wird ja eigentlilch eine kleine Suite aufgeführt, ist der Song doch in drei Teile unterteilt.
"I'm Always Chasing Rainbows": Klipple leitet ein mit einer Piano-Einleitung, die mich gedanklich schon wieder Richtung klassische Musik leitet. Nun, zwar ist Harry Carroll als Komponist gelistet, doch handelt es sich tatsächlich um eine Adaption eines Stückes von Frédéric Chopin. Ach - und klassisch geht es doch tatsächlich weiter, das kommt doch sehr bekannt vor, was mit "In The Moonlight" erklingt, ist es doch hier eine Adaption der Piano-Sonate No. 14 von Beethoven. Mittendrin wird dann ein fetziges Solo mit der E-Gitarre präsentiert und der Song nimmt nun Rock-Gestalt an, und Veronica setzt nun tatsächlich auch noch dazu an, die Rock-Röhre zu präsentieren.
Als wäre das dann noch nicht Alles, muss auch noch Puccini dran glauben (#7), hier ist Austin Patterson als Gastsänger an Bord und das Ganze wird dann auch noch in eine leicht-lockere brasilianische Stimmung eingekleidet, mittels der Bossa-Nova-Klänge der akustischen Gitarre.
Der Oper "Romeo und Julia" bedient man sich dann noch mit "Je Veux Vivre", und Veronica Swift hat sich mittlerweile nun völlig von Ella Fitzgerald entfernt, hier erinnert sie mich dann schon eher an Madeleine Peyroux!
Weitere Komponisten, die herangezogen wurden, sind Antonio Carlos Jobim (#9)und Brian May (#10), hier wieder eine Mischung aus Blues-und Rockfeeling, bis dann als "Encore" "Don't Rain On My Parade" ein Song des Great American Songbook präsentiert wird, und der fetzt nun ordentlich und läßt so gar nichts mehr vom Original erkennen, ja, das marschiert eindeutig in Richtung Punk! Man glaubt es kaum, was hier geschehen ist.
Der Gefahr, sich nur an Ella Fitzgerald zu orientieren, ist die Protagonistin mit dieser Platte auf recht gewagte Weise aus dem Weg gegangen. Mitunter habe ich das Gefühl, dass sie sich hiermit in eine andere Richtung fast schon ein wenig verrannt hat. Denn wer sich an "This Bitter Earth" orientiert hat und glaubt, es würde in diese Richtung weiter gehen, könnte schwer enttäuscht sein. Wer sich allerdings gern überraschen lassen möchte und darüber hinaus nicht auf einer Platte mit einer eindeutigen Stilrichtung besteht, dürfte angesichts der immensen Vielfalt dieser Musik total begeistert sein, denn das, was die Protagonistin hier bietet, sprengt den Rahmen, ist allerdings auch nicht klar zuzuordnen. Aber ob es Musikliebhaber*innen gibt, die sich auf ein solches Experiment einlassen? Rockfreunden dürften einige Songs ebenso wenig zusagen wie Jazzfreunden, und hier und da mal einen Blues einzubringen, dürfte die Bluesgemeinde auch nicht frohlocken lassen.
Kurzum: Ich finde es hervorragend, wie sich die Künstlerin hier voller Selbstbewusstsein präsentiert, die vielen Eindrücke sind schier überwältigend, doch wer soll hier konkret angesprochen werden?
Trackliste
2 Closer
3 Do Nothing Till You Hear from Me
4 The Show Must Go On (The Show Must Go On/Vesti La Giubba/Laugh! Cool Clown)
5 I'm Always Chasing Rainbows?
6 In the Moonlight
7 Severed Heads
8 Je Veux Vivre
9 Chega de Saudade
10 Keep Yourself Alive
11 Don't Rain On My Parade (Encore)
Besetzung
Adam Klipple (piano - #1, 4, 5, 6, 11, keyboards - #2, 3, organ - #2, 3, 10)
Philip Norris (electric bass - #2, 3, 6, 10)
Alex Claffy (upright bass - #1, 4)
Chris Whiteman (guitars - #2, 3, 6, 7, 10, 11)
Brian Viglione (drums - #1–3, 6, 10, 11, rhythm guitar -#11, gang vocals - #11)
James Sarno (trumpet - #2, 3, 6, 10)
Troy Roberts (tenor sax - #2, 3, 6, 10, 11)
David Leon (baritone sax - #2, 3, 6, 10)
Mariano Aponte (gang vocals - #11)
Benny Benack III (trumpet - #3, 6)
Ludovic Bier (accordion - #8)
Pierre Blanchard (violin - #8)
Carolynne Framil (background vocals - #2, 10)
Antonio Licusati (upright bass - #8)
Felix Maldonado (electric bass - #11)
David Mann (woodwinds + digital orchestration - #5, 9)
Javier Nero (trombone - #3)
Austin Patterson (vocals - #7)
Luisito Quintero (percussion - #4)
Samson Schmitt (guitar - #8)
Antoine Silverman (violins + violas - #5, 9)
Randy Waldman (piano - #5 [intro])
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |